Defossilisierung Erneuerbarer Kohlenstoff: Grundlage für die Dekarbonisierung der Industrie?

Quelle: Pressemitteilung

Um dem Klimawandel möglichst schnell zu begegnen und das Ziel eines geringeren Treibhausgasausstoßes zu erreichen, muss die Entnahme fossilen Kohlenstoffs so schnell wie möglich und im großen Maßstab verringert werden. Die Renewable Carbon Initiative (RCI) hat deshalb ein Grundlagenpapier zur Defossilisierung der Chemie- und Werkstoffindustrie mit elf Empfehlungen an die Politik veröffentlicht.

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Die RCI hat elf Empfehlungen an die Politik zu den Themen erneuerbarer Kohlenstoff, Kohlenstoffmanagement, Transformation der Chemieinfrastruktur und Umwandlung von Biokraftstoffanlagen in Chemikalienlieferanten formuliert.
Die RCI hat elf Empfehlungen an die Politik zu den Themen erneuerbarer Kohlenstoff, Kohlenstoffmanagement, Transformation der Chemieinfrastruktur und Umwandlung von Biokraftstoffanlagen in Chemikalienlieferanten formuliert.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay )

Hürth – Die Renewable Carbon Initiative ist ein Interessenverband, dem mehr als 30 bekannte Unternehmen aus der Chemie- und Werkstoffindustrie angehören. Die Initiative wurde 2020 mit dem Ziel gegründet, beide Branchen bei der Herausforderung zu unterstützen, die Klimaziele der Europäischen Union und die gesellschaftlichen Erwartungen in Sachen Nachhaltigkeit zu erfüllen. Dafür müsse die Industrie mehr tun, als lediglich Energie aus erneuerbaren Quellen zu nutzen, so die RCI. Da eine Dekarbonisierung für die Chemie- und Werkstoffindustrie nicht zur Debatte stehe, da Kohlenstoff ihren unverzichtbaren Grundstoff bilde, brauche es alternative Strategien. Nun hat die RCI ein umfassendes Strategiepapier zu der Frage veröffentlicht, wie erneuerbarer Kohlenstoff als Grundlage für nachhaltige Kohlenstoffkreisläufe nutzbar gemacht werden kann.

Um der globalen Erwärmung entgegenzuwirken, müssen im Energie- und Verkehrssektor, erneuerbare Energien, Wasserstoff und Elektromobilität ehrgeizig und mit hohem Tempo ausgebaut werden, um beide Sektoren zu entkarbonisieren, erklärt die RCI. Die EU hat hier bereits Ziele dafür aufgestellt und wird dies auch weiterhin tun – ein Beispiel ist das jüngst auf den Weg gebrachte Maßnahmenpaket „Fit for 55“. Bislang seien jedoch andere Wirtschaftszweige, die fossilen Kohlenstoff nutzen, bei diesen Maßnahmen größtenteils außer Acht gelassen worden.

Die Chemie- und Werkstoffindustrie habe einen hohen Kohlenstoffbedarf und kann auf Kohlenstoff grundsätzlich nicht verzichten, da die meisten Erzeugnisse auf Kohlenstoff basieren. Anders als der Energiesektor lassen sich diese Branchen der Initiative zufolge also nicht dekarbonisieren, da sie auf Kohlenstoffmoleküle angewiesen sind. Das Pendant zur Dekarbonisierung der Energiewirtschaft durch erneuerbarer Energien in der Chemie- und den nachgelagerten Werkstoffindustrien könne daher nur mit erneuerbarem Kohlenstoff erreicht werden. Beide Strategien setzen darauf, keinen fossilen Kohlenstoff mehr aus der Erde zu entnehmen und lassen sich daher unter dem Begriff der „Defossilisierung“ zusammenfassen.

Um die Abhängigkeit der Chemieindustrie von fossilem Kohlenstoff zu beenden, muss die Frage beantwortet werden, welche alternativen Kohlenstoffquellen künftig genutzt werden könnten, fordert die RCI. Die rasanten Entwicklungen in den Biowissenschaften und der Chemie hätten neue erneuerbare und zunehmend auch bezahlbare Kohlenstoffquellen aufgetan, die Alternativen für eine nachhaltigere Chemie- und Werkstoffwirtschaft eröffnen würden. Zu diesen alternativen Quellen gehören Biomasse, CO2-Nutzung und Recycling. Zusammengefasst werden sie unter dem Begriff „erneuerbarer Kohlenstoff“. Dieser bilde eine Leitplanke, an der sich der gesamte Sektor orientieren könne, ohne jedoch zu sehr eingeengt zu werden. So kann die Industrie nach Auffassung des Interessenverbands neue Wege gehen, um die Nutzung fossilen Kohlenstoffs aus der Erde zu beenden.

Die systematische Umstellung auf erneuerbaren Kohlenstoff erfordere dabei nicht nur beträchtliche Anstrengungen seitens der Industrie, sondern müsse auch durch entsprechende politische Rahmenbedingungen, die technologische Entwicklung und umfangreiche Investitionen flankiert werden. Um den Ausstieg aus dem fossilen Kohlenstoff schnell und in großem Umfang zu bewerkstelligen, brauche es Unterstützung durch die Politik. Dabei sollte der Schwerpunkt auf einem verantwortungsvollen Kohlenstoffmanagement liegen, das einerseits die Belastungsgrenzen des Planeten respektiere und andererseits der ganzen Gesellschaft zugute komme. Dazu müsse eine umfassende Strategie für das Kohlenstoffmanagement aufgestellt werden, die auch spezifische regionale und anwendungsbezogene Fragestellungen berücksichtigt, um auf dieser Grundlage dann die nachhaltigste Kohlenstoffquelle aus den verfügbaren Alternativen auszuwählen. So könne die komplizierte Umstellung vom bislang genutzten fossilen Kohlenstoff hin zu erneuerbaren Energien und erneuerbarem Kohlenstoff in sämtlichen Industriezweigen gelingen, so die RCI.

Die RCI hat elf Empfehlungen an die Politik zu den Themen erneuerbarer Kohlenstoff, Kohlenstoffmanagement, Transformation der Chemieinfrastruktur und Umwandlung von Biokraftstoffanlagen in Chemikalienlieferanten formuliert. Das Positionspapier Renewable Carbon as a Guiding Principle for Sustainable Carbon Cycles (Erneuerbarer Kohlenstoff als Grundlage nachhaltiger Kohlenstoffkreisläufe) steht kostenlos in einer Kurz- und einer Langfassung zum Download bereit.

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