Überwachung von Ex-Bereichen Eine Video-Komplettlösung überwacht Ex-Bereiche in einer Industriegas-Produktionsanlage

Redakteur: Sonja Beyer

Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht? In vielen Fällen ist es einfacher und effektiver, Prozesse per Sichtprüfung zu überwachen statt mit komplizierter Sensorik. Soll im Ex-Bereich eine Überwachungskamera Dienst verrichten, tut es ein System von der Stange nicht.

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Mit einer leistungsfähigen Netzwerklösung kann der Leitwart die Kameras im Feld fernsteuern. (Bild: R. Stahl)
Mit einer leistungsfähigen Netzwerklösung kann der Leitwart die Kameras im Feld fernsteuern. (Bild: R. Stahl)

Wo Gas erzeugt, verarbeitet und aufbereitet wird, ist besondere Vorsicht geboten, denn in Ex-Bereichen kann sich z.B. ein kleines Leck schnell zu einem großen Knall auswachsen. In Werken, deren tägliches Geschäft der Umgang mit Gasen ist, setzen Anlagenbetreiber deshalb explosionsgeschützte Überwachungstechnik ein, um aus der Ferne ein Auge auf die Prozesse zu haben. Und das muss nicht mit komplizierter Sensorik sein, denn in vielen Fällen ist eine Sichtprüfung effektiver, z.B. in Kesseln, in denen sich Schäume bilden.

Während jedoch in Nicht-Ex-Bereichen vielfach konventionelle Kamerasysteme auf die Prozesse schauen, waren für Standorte mit explosionsgefährdeten Bereichen Video-Komplettlösungen zur optischen Überwachung bislang unüblich: Ein zu großer Aufwand sprach gegen CCTV-Installationen (CCTV: Closed Circuit Television; Videoüberwachung), weil dazu in den meisten Fällen konventionelle Kameras in große und schwere druckgekapselte Ex d-Gehäuse schlüpfen mussten.

Das hat sich inzwischen durch spezielle Entwicklungen geändert. So lieferte beispielsweise der Explosionsschutz-Anbieter R. Stahl für ein Werk des Industriegaseherstellers Linde Gáz Magyarország im ungarischen Kazincbarcika ein System mit fernsteuerbaren Dome-Kameras und einer netzwerkgestützten Video-Software.

Rundumblick im Ex-Bereich

Im Linde-Werk in Kazincbarcika kamen eine Reihe explosionsgeschützter Dome-Kameras des Typs EC-750 von R. Stahl zum Einsatz, die gemeinsam das Herz einer Komplettlösung zur Anlagenüberwachung aus der Warte bilden. Gemeinsam achten sie in der gesamten Anlage auf Messstellen und Leckagen. Gefragt war für diese Anwendung ein Kamerasystem, das nicht nur Bewegtbilder aus den Bereichen der Zone 1 und 2 live in eine Leitstelle übertragen kann, sondern sich von dieser Zentrale aus auch komfortabel und umfassend fernsteuern lässt. R. Stahl lieferte deshalb nicht nur Ex-geschützte PTZ-Kameras (PTZ: Pan, Tilt, Zoom; Neige-, Schwenk und Zoom-Funktion), sondern auch die passende Steuerungstechnik zur Remote-Bedienung, Video-Server und ausgereifte, einsatzbereit vorkonfigurierte Software. Zum System gehören außerdem Zubehörkomponenten von Joysticks und Mäusen bis hin zu redundant ausgelegten Stromversorgungen und Lichtwellenleitern zur Datenübertragung.

Die eingesetzte Kamera ist für ihren Einsatz im Ex-Bereich gerüstet: Aus Edelstahl gefertigt und mit Schutzart IP 68 ist sie vor Wasser und Staub geschützt und hält dabei Umgebungstemperaturen von −20 °C bis mindestens +60 °C stand. Und damit sie den kompletten Ex-Bereich im Auge behalten kann, bietet die unter einer durchsichtigen Kuppel sitzende Ex-Dome-Kamera eine 18-fach-Zoomoptik und erlaubt eine komplette Rundumsicht, indem sie sich bei einem Neigungswinkel von 180 ° horizontal frei über 360 ° schwenken lässt. Automatisch kann das Gerät bis zu 64 programmierbare Positionen und Pfade abfahren.

Einbindung ins Netz

FBAS-Fernsehsignale, die sich grundsätzlich in einem analogen Überwachungssystem zur Betrachtung im Vollbild und zur Aufzeichnung verwenden oder neben anderen Bildquellen auf einem Split-Screen angezeigen lassen, werden in voller PAL-Auflösung (460 TVL) übertragen. Vor allem aber sind die Signale über Videoserver in digitale Daten wandelbar und lassen sich in ein Ethernet einspeisen. Zur direkten Integration in digitale Netze besitzt die Kamera eine eigene IP-Schnittstelle. Im Linde-Werk wurde das netzwerkbasierte digitale Videoüberwachungssystem so konzipiert, dass es sich mit relativ geringem Aufwand um weitere Kameras erweitern lässt.

Die Bedienung des Systems erfolgt über die Kameramanagement-Software Seetec: Sie integriert zwischen fünf und über 1000 Kameras einschließlich Steuerungsmöglichkeiten unterschiedlicher Komponenten. Die Bilder der Geräte stehen zur Fernabfrage über das Internet zur Verfügung, sodass sich sogar eine Reihe weltweit verteilter Produktionsstandorte zentral überwachen ließe. Durch zeitgemäße Komprimierungsverfahren wie H.264 benötigen die Videodaten wenig Speicherplatz, und die Datenbank mit Aufnahmen lässt sich schnell und effizient durchsuchen.

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