Branchenzahlen Die Chemie- und Pharmabranche entwickelt sich weitgehend positiv
Die Stimmung ist zu Jahresbeginn 2007 in der deutschen Chemieindustrie gut: Erste Zahlen aus den Quartalsberichten zeigen, dass sich der positive Branchentrend zu Jahresbeginn fortsetzt.
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Deutsche Chemieunternehmen beurteilen die aktuelle Geschäftslage derzeit zwar positiv, sind in ihren Annahmen für 2007 jedoch zurückhaltend optimistisch. Dies ist das Fazit des kürzlich veröffentlichten Quartalsbericht des Verbands der chemischen Industrie (VCI) zum vierten Quartal 2006. Der Verband rechnet für das Gesamtjahr 2007 mit einem Wachstum der Chemieproduktion um zwei Prozent. Vorausgesetzt, dass die Erzeugerpreise nur um circa 0,5 Prozent steigen werden, würde damit der Umsatz der Branche um geschätzte 2,5 Prozent wachsen.
Mit 3,5 Prozent Zuwachs in der Produktion sowie 6,1 Prozent Umsatzwachstum war 2006 ein gutes Jahr für die chemische Industrie. Dieser Trend scheint sich in abgeschwächter Form 2007 fortzusetzen, denn die aktuelle Geschäftslage in der chemischen Industrie wird weiterhin positiv beurteilt. Gemäß Zahlen des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) lag die Produktion der Chemischen Industrie im Januar 2007 um 2,5 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Die größten Zuwächse verzeichneten die Wasch- und Körperpflegemittel sowie die Fein- und Spezialchemikalien. Der VCI bestätigt diesen Trend und rechnet im Jahr 2007 mit einem Produktionswachstum von zwei Prozent.
Quartalsberichte 01/2007 weitgehend positiv
Eine Auswahl der kürzlich veröffentlichten Quartalsberichte deutscher Chemieunternehmen bestätigt diese Kennzahlen. Ein leichtes Umsatzwachstum im Vergleich zum sehr starken Vorjahresquartal in der Regel ist vorhanden, BASF und Bayer gehören mit zweistelligen Umsatzzuwächsen zu den Überfliegern des ersten Quartals:
BASF übertrifft mit einem Quartalsumsatz von 14,6 Milliarden Euro das Vorjahresquartal um 17 Prozent. Dazu trugen nach Unternehmensaussage insbesondere die Akquisitionen des Jahres 2006 sowie gestiegener Absatz und höhere Verkaufspreise im Chemiegeschäft bei. Bereinigt um Währungseinflüsse, vor allem aus der Abwertung des US-Dollars, lag der Umsatzanstieg bei 21 Prozent. Doch nicht nur der Umsatz, auch das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) vor Sondereinflüssen steigerte die BASF im 1. Quartal 2007 gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Im Segment Chemikalien wurde das Ergebnis sogar fast verdoppelt. Alle Bereiche erzielten ein deutlich höheres Ergebnis. Die Margen konnten dabei insbesondere bei Petrochemikalien verbessert werden.
Bayer profitiert von Schering-Übernahme
Bayer konnte das Vorjahresquartal ebenso deutlich übertreffen. Der Umsatz stieg um 22,7 Prozent auf 8,35 Millionen Euro. Im Konzernumsatz ist allerdings das Geschäft mit den erworbenen Schering-Produkten in Höhe von 1,41 Millionen enthalten. Bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte liegt ein Umsatzwachstum von 7,5 Prozent vor. Den stärksten Zuwachs erreichte der Teilkonzern Bayer HealthCare, der sein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 465 Millionen Euro im Vorjahr auf etwa 950 Millionen Euro knapp verdoppelte. Dazu trugen sowohl der Schering-Erwerb als auch der erfreuliche Geschäftsverlauf von Consumer Health bei. Während Bayer CropScience sein Ergebnis dank höherer Absatzmengen und verbesserter Kostenstrukturen um sechs Prozent auf ca. 580 Millionen Euro steigern konnte, lag die Unternehmenssparte Bayer MaterialScience vor allem angesichts der um etwa 140 Millionen Euro gestiegenen Rohstoffkosten unter dem Vorjahresergebnis.
Ciba Spezialitätenchemie dagegen verzeichnet in allen Segmenten ein anhaltendes Umsatzwachstum. Im Vergleich zum Vorjahresquartal verbesserte sich der Gesamtumsatz um drei Prozent auf 1,66 Milliarden Schweizer Franken. Insbesondere die Märkte in China, Deutschland und Osteuropa trugen dabei zum Wachstum bei. Leicht rückläufig war hingegen die Nachfrage in den USA, wobei auch hier die Märkte für Industrie- und Dekorationslacke deutlich wuchsen. Die Gewinne des Unternehmens entwickelten sich ebenso positiv. Der Bruttogewinn erhöhte sich um zwei Prozent auf 476 Millionen Schweizer Franken.
Geschäfte in Asien und Europa laufen gut
Auch spezialisierte Chemieunternehmen wie Altana verzeichnen gute Zahlen. Im ersten Quartal hat das Spezialchemieunternehmen den Konzernumsatz um sieben Prozent auf 349 Millionen Euro gesteigert. Bereinigt um Akquisitionseffekte sowie Währungseffekte (minus drei Prozent) lag das operative Wachstum bei zehn Prozent. Besonders positiv entwickelte sich das Geschäft in Asien und Europa mit einem Umsatzplus von jeweils neun Prozent. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg um 23 Prozent auf 62 Millionen Euro. Der deutliche Anstieg ist in erster Linie auf zweistellige Ergebniszuwächse in allen Geschäftsbereichen zurück zu führen.
Nicht überall wird gefeiert
Die aktuellen Branchenmeldungen aus dem Ausland dagegen sind gemischt. So meldete der britische Chemiekonzern Imperial Chemical Industries einen drastischen Gewinnsprung von 70 Millionen Pfund im Vorjahr auf 969 Millionen Pfund, was jedoch einem Umsatzwachstum von lediglich zwei Prozent auf 1,15 Milliarden Pfund entspricht. Auch der schweizerische Pflanzenschutzhersteller und Chemiekonzern Syngenta steigerte seinen Umsatz um neun Prozent auf 2,96 Milliarden Dollar. Während Biogen (Massachusetts/USA) dank guter Geschäfte mit Medikamenten gegen Krebs und multiple Sklerose ein guter Start ins neue Jahr glückte – der Konzernumsatz nahm im ersten Vierteljahr von 611 Millionen auf 716 Millionen Dollar zu – enttäuschte der französische Pharmakonzern Sanofi-Aventis mit seinen jüngsten Zahlen. Der Umsatz stieg lediglich um zwei Prozent auf 7,2 Milliarden Euro, was unter den zuvor prognostizierten Werten blieb. Auch das zunächst positiv klingende Umsatzplus des amerikanische Konsumgüterkonzerns Procter & Gamble kann gemessen an den Erwartungen als Enttäuschung gewertet werden.
BASF rechnet mit einem Wirtschaftswachstum von 3,2 Prozent
Für das laufende Jahr erwarten die Großen der Chemiebranche alles in allem jedoch ein positives Umfeld. Während Ciba mit ähnlichen Geschäftsbedingungen wie 2006 rechnet – mit Rohstoffkosten auf einem hohen, aber stabilen Niveau – erwartet BASF für das laufende Jahr 2007 ein weltweites Wirtschaftswachstum von rund 3,2 Prozent. Auch Altana geht von einer steigenden Nachfrage aus und Bayer hofft auf eine weitere Verbesserung seiner Ertragskraft.
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