Gerhard Schubert – Taktgeber der Verpackungsbranche Die Anforderungen an die Flexibilität einer Verpackungslinie steigen. Gerhard Schubert antwortet mit einfacher Mechanik und intelligenter Steuerung.

Redakteur: Anke Geipel-Kern

Lesen Sie im PharmaTEC-Interview, was Geschäftsführer Gerhard Schubert außerdem noch in petto hat.

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Lesen Sie im PharmaTEC-Interview, was Geschäftsführer Gerhard Schubert außerdem noch in petto hat.

Herr Schubert, in der gesamten Verpackungsindustrie herrscht glänzende Stimmung. In den letzten zehn Monaten des Jahres 2007 sind die Absatzzahlen laut VDMA um 15 Prozent gestiegen. Wie kommt dieser Boom bei Schubert an?

Gerhard Schubert: Diese 15 Prozent treffen auch für uns zu. Wir haben unseren Umsatz im Jahr 2007 von 102 Millionen auf 118 Millionen Euro steigern können. Für das Jahr 2008 rechnen wir allerdings nur noch mit einem kleinen Wachstum von möglicherweise drei bis vier Prozent.

Verpackungsmaschinen aus Deutschland sind in der Regel preislich im Premium-Segment angesiedelt. Ist das aus Ihrer Sicht ein Vermarktungsnachteil?

Schubert: Nein, keinesfalls, denn die hohen Preise der deutschen Maschinen gehen ja auch mit einer hohen Qualität einher, und nach unserer Erfahrung ist die Qualität das eigentliche Entscheidungskriterium für den Kauf einer Maschine.

Welche Kriterien sollte ein Kunde beim Kauf einer Verpackungsmaschine anlegen?

Schubert: Da wäre zum einen eben Qualität angesagt, daneben sollte die Maschine eine hohe Flexibilität aufweisen, damit man auf Veränderungen des Marktes reagieren kann. Die Flexibilität sollte auch in Richtung einer evtl. Leistungssteigerung angelegt sein, wie dies zum Beispiel bei unseren TLM Pickerlinien der Fall ist.

Der heutige Verpackungsmaschinenmarkt ist geprägt von den individuellen Wünschen der Kunden. Wie leistet Schubert den Spagat zwischen individueller Verpackung und standardisierter Verpackungsmaschine?

Schubert: Mit unseren TLM-Verpackungsmaschinen setzen wir auf einfache Mechanik, intelligente Steuerung und wechselbare Werkzeuge. Wir haben es geschafft, individuelle Verpackungsmaschinen am Fließband zu bauen und darauf sind wir ganz besonders stolz.

Modularität ist in diesem Zusammenhang ein häufig genanntes Stichwort. Mit welchen Detaillösungen füllt Schubert den Begriff mit Leben?

Schubert: Wir haben es mit unserem TLM-Maschinensystem geschafft, mit nur sieben Komponenten den gesamten Bereich des Toploading abzudecken. Sogar noch darüber hinaus, den Bereich der Wrap-around- und Endloading-Maschinen mit einzubeziehen. Mit der uns Hohenlohern eigenen Hartnäckigkeit hatten wir über einen Zeitraum von nahezu 30 Jahren an diesem Ziel gearbeitet und es letztlich im Jahr 2002 mit unseren TLM-Maschinen zur Perfektion gebracht.

Flexibilität ist ebenfalls ein Schlüsselbegriff, der häufig fällt. Wie entsteht Flexibilität bei einer Verpackungsmaschine?

Schubert: Durch intelligente Steuerung und wechselbare Werkzeuge. Bei einer flexiblen Verpackungsmaschine laufen die meisten Funktionen in der Software der Maschinen ab. Damit Funktionen in der Software ablaufen können, ist es unbedingt erforderlich, ein durchgängig flexibles Steuerungssystem einzusetzen. Wir haben bereits 1991 den Schritt zur Schubert-Steuerung getan, wovon wir heute profitieren.

Hohe Verfügbarkeit, schnelle Umstellbarkeit und 24-Stunden-Betrieb – so lauten die Anforderungen der Kunden. Welche Wege geht Schubert um diesen Anforderungen Rechnung zu tragen?

Schubert: Mit der Elektrifizierung der Verpackungsmaschinen hat man inzwischen hohe Verfügbarkeiten erzielt, zumal dann, wenn man die Möglichkeiten der Elektronik in Bezug auf präventive Wartung hinzunimmt. Der 24-Stunden-Betrieb ist heute Normalität und die schnelle Umstellbarkeit erreicht man durch den Werkzeugwechsel. Zur schnellen Umstellbarkeit gehört auch, dass die Maschinen nach dem Umstellen sofort wieder voll produzieren können. Auch das gewährleistet der Werkzeugwechsel in exzellenter Art und Weise. Außerdem arbeiten wir bereits am automatischen Werkzeugwechsel, den es in vier Jahren geben wird.

In den Top-Loading-Maschinen wurde die Anzahl der Bauteile eines Steuerungsrechners von früher 3000 auf heute 900 reduziert. Was bedeutet das für die Verfügbarkeit der Steuerung? Gibt es hier überhaupt noch Spielraum für weitere Verbesserungen?

Schubert: Zunächst bedeutet das, dass sich die Meantime Between Failure „MTBF“ rein mathematisch auf 45 Jahre erhöht hat. Das ist ein Wert, der aufhorchen lässt. Wenn Sie nach weiteren Verbesserungen fragen, würde ich aus heutiger Sicht sagen: „Auf jeden Fall!“ Die Zuverlässigkeit von elektrischen Steuerungen muss noch weiter verbessert werden.

Die TLM-Maschinen sind das Flaggschiff des Hauses. Welche Neuerungen planen Sie für die Zukunft?

Schubert: Da ist, wie bereits erwähnt, der automatische Werkzeugwechsel zu nennen, an dem wir schon eifrig arbeiten. Parallel dazu rationalisieren wir im technischen Büro, indem wir Konstruktionswerkzeuge entwickeln, die den Konstruktionsaufwand reduzieren. Unterm Strich glauben wir, dass wir es hinbekommen, die Durchlaufzeit eines Auftrags von derzeit 20 Wochen auf 16 Wochen zu reduzieren, was letztendlich geringere Fertigungskosten mit sich bringt. Diese Einsparungen geben wir voll an unsere Kunden weiter. Ziel ist es, hohe Qualität bei günstigem Preis hinzubekommen. So eigenartig es klingen mag, mit der Verkürzung der Produktionszeiten ist auch eine Steigerung der Qualität verbunden.

Die Interpack ist die wichtigste Messe für Ihre Branche. Wo liegt in diesem Jahr Ihr Ausstellungsschwerpunkt. Welche Höhepunkte dürfen die Besucher am Stand erwarten?

Schubert: Ausstellungsschwerpunkt ist das Verfahren, mittels Pick- and Place-Robotern, unseren TLM-F4 Aggregaten, Produkte zu gruppieren. Früher hat man dazu Gruppierketten verwendet, doch mit steigenden Anforderungen an die Flexibilität setzt sich der F4 Roboter immer mehr durch. Auf der Messe zeigen wir den Einsatz von F4 Robotern beim Gruppieren von Bierflaschen, Joghurtbechern, Schokoladeriegeln und Keksbeuteln. Für die meisten Besucher wird aber sicherlich unser Anlagenleitstand den Höhepunkt darstellen, der es erlaubt, durchgängig vom Produktionsplanungs- und Steuerungssystem bis zur Verpackungsmaschine durchzuorganisieren und vor allem ein Qualitätsmonitoring zu etablieren. Wir sind alle schon sehr gespannt, wie die Branche auf diese Neuerung reagiert.

Der Markt für Pharmaverpackungsmaschinen ist ein kleines, aber feines Segment auf der Interpack. Welche Trends sehen Sie in diesem Bereich?

Schubert: Da wäre zunächst die Tablettenverpackung zu nennen, bei der sich das Wallet immer mehr durchsetzt. Dann stellen wir fest, dass die Pharmaindustrie immer mehr auf Kunststofftrays setzt beim Verpacken von Ampullen und Fläschchen. Mit unseren TLM-FFS Maschinensystem bieten wir ein Ultraschall-Siegel- und Stanzverfahren an, dessen größter Vorteil darin besteht, dass man durch einfachen Werkzeugwechsel relativ schnell auf verschiedene Formate umstellen kann. Und dann natürlich die neue Anlagensteuerung, die eigentlich speziell für die Pharmaindustrie entwickelt wurde. Ein mächtiges Werkzeug auf dem Weg zum Qualitätsmonitoring, das gerade für die Pharmaindustrie unverzichtbar ist. Selbstverständlich darf der Besucher kein fertiges System erwarten, weil solche Systeme natürlich individuell und in Zusammenarbeit mit dem Kunden abgestimmt werden müssen.

Herr Schubert, vielen Dank für das Gespräch.

Das sehen Sie auf der Interpack

Auf dem rund 800 Quadratmeter großen Messestand in Halle 14, Stand A06/B11 von Schubert erwartet die Messebesucher ein Mix aus insgesamt sechsundvierzig TLM-Verpackungsrobotern. Zum ersten Mal zeigt das Unternehmen die kontaktlose Steuerungsankopplung von Werkzeugen an die TLM-Roboter. Bei diesen Anlagen muss kein Stecker mehr gezogen oder gesteckt werden, wenn ein Werkzeugwechsel anliegt.

Das spart in der Summe bei der durchschnittlichen Verpackungsmaschine sechs bis acht Minuten an Umstellzeit und eliminiert etwaige durch Wackelkontakte hervorgerufene Steuerungsausfälle. Diese kontaktlose Steuerungsankopplung ist eine der Vorstufen zum automatischen Werkzeugwechsel. Im Mittelpunkt steht das Pick- and Place-Verfahren, dass die bis heute üblichen Gruppierketten ersetzt. In Düsseldorf sieht man drei Anwendungen, zwei davon im kontinuierlichen Dauerbetrieb.

Zum einen werden Getränkeflaschen in Multipacks verpackt, eine andere Version verpackt Joghurt-Flaschen oder Schokoladeriegel in Multipacks bzw. Verkaufskartons, die dritte Anwendung verpackt Keksbeutel in Versandschachteln. Der Anwendernutzen dieses modernen Gruppier- und Verpackungssystems sind hohe Flexibilität und kurze Umstellzeiten. Das moderne Schubert-Visionsystem führt eine lückenlose, individuell parametrierbare Qualitätskontrolle des bzw. der Produkte durch. Außerdem stellt das Unternehmen die TLM-PK-Maschine vor.

PK steht für Partnerkomponente und bedeutet, dass im TLM-Maschinensystem zukünftig Komponenten von Partnerfirmen integriert werden. Die Messebesucher werden eine Fuji-Schlauchbeutelmaschine, eine so genannte Flowpackmaschine, zu sehen bekommen, die in ein TLM-Maschinensystem zum Verpacken von Schokoladeriegeln integriert ist.

Halle 14, Stand A06/B11

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