Studie: Agrarchemie Deutscher Pflanzenschutz- und Düngemarkt weiter im Sinkflug

Redakteur: Dipl.-Ing. (FH) Tobias Hüser |

Auf den Märkten für Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger ist keine grundlegende Trendwende in Sicht. Wie der Industrieverband Agrar jetzt in einem Bericht bekannt gab, ist der Umsatz der deutschen Pflanzenschutz-Industrie i Jahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr abermals von 1,414 Milliarden Euro auf 1,385 Milliarden Euro gesunken, verlief auch der Start in das Geschäftsjahr 2018 verhalten.

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Die Märkte für Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel stehen unter Druck.
Die Märkte für Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel stehen unter Druck.
(Bild: gemeinfrei / CC0 )

Frankfurt am Main – Der Pflanzenschutzmarkt in Deutschland ist laut der Studie des Industrieverbands Agrar drei Jahre in Folge geschrumpft und lag zuletzt unter dem Niveau des Jahres 2012. Eine ähnliche Entwicklung hat auch der Absatz von Stickstoffdüngern in Deutschland genommen. Die Absatzmenge erreichte in der Düngesaison 2016/17 ein Volumen von 1,66 Millionen Tonnen, was einem leichten Rückgang gegenüber der Vorsaison entspricht (2015/16: 1,71 Mio. Tonnen, minus 3,1 %). Deutlich zurückgegangen ist gegenüber der Vorsaison auch die abgesetzte Phosphat-Menge von 288.000 auf 231.000 t. Erhöht haben sich gegenüber der Vorsaison die Absätze an Kali (430.000 t, plus 8 %) und Kalkdüngern (2,67 Millionen Tonnen, plus 10 %). Damit konnten die letztjährigen Rückgänge weitgehend wettgemacht werden.

„Die Ursachen für die Marktrückgänge sind vielfältig. Faktoren wie Krankheitsbefall, Schädlingsdruck, Witterung und die Preisentwicklung spielen eine wichtige Rolle. Landwirte handeln als Unternehmer und setzen Pflanzenschutz- und Düngemittel je nach Befall und Bestandsführung ökonomisch rational ein“, sagte IVA-Präsident Helmut Schramm: „Die Entwicklung der vergangenen Jahre widerlegt jene, die Forderungen nach drastischen Reduktionsprogrammen mit der Behauptung begründen, Landwirte setzten immer mehr Pflanzenschutzmittel ein. Die Fakten sprechen eine andere Sprache.“

„Insbesondere die Witterungsbedingungen haben den Absatz von stickstoffhaltigen Düngern beeinflusst“, so bewertet Ulrich Foth, Vorsitzender des IVA-Fachbereichs Pflanzenernährung, die Entwicklung des Markts für Mineraldünger im vergangenen Düngejahr. Interessant sei, dass die Landwirte zunehmend auf Produkte mit passgenauen Eigenschaften, wie schwefelhaltige Dünger, setzten, um die Nährstoffeffizienz zu verbessern. Dieser Trend werde sich durch die verschärften Vorgaben der Düngeverordnung verstärken.

Neue Düngeverordnung hat Landwirte verunsichert

Die seit Sommer 2017 geltende deutsche Düngeverordnung habe für erhebliche Versunsicherung bei den Landwirten gesorgt, so Foth. Die Umsetzung vieler Details, auch bei der zentralen Düngebedarfsermittlung, sei für viele Landwirte unklar. Zusammen mit den widrigen Witterungsverhältnissen und großen Problemen aufgrund zu knapper Lagerkapazität für Wirtschaftsdünger in einigen Überschussregionen hat dies zu spürbaren Absatzeinbußen für Mineraldünger im laufenden Düngejahr geführt. „Wir gehen anhand aktueller Zahlen von einem 10-prozentigen Rückgang für Stickstoff und Phosphat bis zum Sommer aus“, sagt Foth.

Die Zulassungssituation im Pflanzenschutzbereich sieht IVA-Präsident Schramm weiter kritisch. Zwar seien 2017 deutlich mehr Zulassungsanträge als in den Vorjahren entschieden worden, doch noch immer liegen zahlreiche, längst verfristete Anträge für neuartige Produkte auf dem Aktenstapel. Um den Zulassungsstau abzubauen, haben die Behörden jedoch zuletzt vor allem einfachere Anträge, etwa gegenseitige Anerkennungen mit anderen EU-Staaten, abgearbeitet. Umfangreiche und komplexe Dossiers für innovative Produkte gerieten dadurch ins Hintertreffen und werden weiterhin nicht fristgerecht bearbeitet. „Die Situation ist unbefriedigend. Gerade die neuen, innovativen Produkte sollten den Landwirten möglichst schnell zur Verfügung stehen“, forderte Schramm.

Die Digitalisierung der Landwirtschaft wird auch das Geschäftsmodell der Hersteller von Pflanzenschutzmitteln und Mineraldüngern verändern. IVA-Präsident Schramm betonte, dass der IVA diesen Veränderungsprozess aktiv mitgestalten will: „Wir sehen große Chancen, die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft zu steigern. Im Pflanzenbau können wir dem Landwirt wichtige Entscheidungsgrundlagen an die Hand geben, etwa zur detaillierten Nährstoffversorgung seiner Böden oder zu gezielten Behandlungsmöglichkeiten seiner Kulturen. Und wenn Pflanzenschutz- und Düngemittel durch intelligente Ausbringungstechnik zielgerichteter und effizienter eingesetzt werden, schafft das ökologische und ökonomische Vorteile.“

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