Kommunikation, digital Workplace, Computer, Tablets, Smartphones & Co. Der moderne Arbeitsplatz als Mittel zur Mitarbeiterbindung
Die digitale Kluft in der deutschen Wirtschaft wächst. Eine Studie zum Thema Technologie-Vorreiter versus Tech-Nachzügler zeigt: Unternehmen, die ihre Arbeitsplätze nicht mit zeitgemäßer Technologie ausstatten, leben in Zeiten des Fachkräftemangels gefährlich.
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Nur weniger als ein Viertel (22 %) der Unternehmen in Deutschland sind technologische Vorreiter und rund 19 % sind technologische Nachzügler. Das ergab eine aktuelle Umfrage, die das Marktforschungsinstitut Loudhouse in 12 Ländern für Unisys durchgeführt hat. Dabei verfügt Deutschland über signifikant weniger technologische Vorreiter als der globale Durchschnitt (hier sind 32 % technologische Vorreiter) und die niedrigste Zahl an digitalen Vorreitern in allen 12 Ländern, in denen die Studie durchgeführt wurde. Das muss sich dringend ändern!
Moderne Technologie und Mitarbeiterbindung
Nun geht es bei der digitalen Transformation zum einen um Effizienz und Kostenminimierung, Kundenbindung, Wachstum, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit – zum anderen aber auch um die Versorgung der eigenen Mitarbeiter mit modernen Computern, Smartphones & Co. Hier zeigen die Studienergebnisse: Unternehmen, die ihre Arbeitsplätze nicht mit zeitgemäßer Technologie ausstatten, leben in Zeiten des Fachkräftemangels gefährlich.
Als Nachzügler in Sachen Digitalisierung riskieren sie massiven Frust in der Belegschaft – und mehr Kündigungen als Technologie-Vorreiter. So äußerten sich fast die Hälfte (45 %) der Mitarbeiter von ‘technologischen Nachzüglern’ negativ über ihren Arbeitgeber – im Vergleich zu 11 % der Arbeitnehmer bei Technologie-Vorreitern. Außerdem sind 84 % der Angestellten bei den High-Tech-Unternehmen zufrieden mit ihrem Job, bei den Slow-Tech-Unternehmen hingegen nur 17 %.
Fast ein Drittel (30 %) der Arbeitnehmer von technologischen Nachzüglern sind ihrem Arbeitgeber gegenüber negativ eingestellt, was direkt mit einem drohenden Verlust von Arbeitskräften korreliert: Arbeitnehmer bei Technologienachzüglern (15 %) sind sieben Mal eher bereit, ihren Arbeitgeber zu wechseln als ihre Pendants bei technologischen Vorreitern (2 %). Die Ergebnisse machen klar: Moderne Technologie am Arbeitsplatz muss endlich als Mittel zur Mitarbeiterbindung gesehen werden – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels. Unternehmen, die sich darum nicht kümmern, haben hier einen erheblichen Nachteil im Kampf um die besten Talente.
Endgeräte sind der größte Schmerzpunkt für Mitarbeiter von technologischen Nachzüglern: 46 % klagen, dass veraltete Endgeräte sie davon abhalten, produktiver zu sein. Das sind mehr als drei Mal so viele im Vergleich zu High-Tech-Unternehmen, wo 13 % angaben, unter überholten Endgeräten zu leiden. Deutschland liegt hier im internationalen Vergleich zurück: Nur 37 % der Befragten in Deutschland verfügen über die passende technische Ausstattung, um überall beziehungsweise mobil arbeiten zu können, weltweit ist das bei 49 % so. 39 % der Befragten in Deutschland nutzen einen Laptop in der Arbeit versus 56 % auf globaler Ebene. Auch in puncto Smartphone-Einsatz hinken deutsche Arbeitnehmer hinterher: Hierzulande nutzen 51 % geschäftlich ein Smartphone, weltweit tun das 63 %.
BYOD als Risiko
31 % der deutschen Arbeitnehmer nutzen dabei ihr privates Smartphone für berufliche Zwecke, während 23 % ein Smartphone vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt bekommen. Fast die Hälfte (44 %) derjenigen Befragten, die ihr privates Endgerät – mehrheitlich Smartphones – am Arbeitsplatz nutzen, greifen auf Apps und Websites zurück, die die IT-Abteilung ihrer Arbeitgeber nicht unterstützt – mehrheitlich mit der Begründung, diese seien besser als die, die das Unternehmen zu Verfügung stelle beziehungsweise ihr Unternehmen biete keine passende Alternative an. Sicherheitsrichtlinien werden dabei außer Acht gelassen. Außerdem haben 58 % der Befragten schon einmal bewusst Sicherheitsrichtlinien umgangen, um schneller oder effizienter zu sein. Zu diesen Vorgängen zählt beispielsweise das Aufschreiben von Passwörtern oder das Speichern von Passwörtern im Browser oder das Downloaden von Daten auf einen USB-Stick.
Für die Studie wurden Arbeitnehmer auch zu ihrer Einschätzung bezüglich junger Technologien und deren Potenzial für die Zukunft befragt. So betrachten 33 % aller Umfrage-Teilnehmer in Deutschland Künstliche Intelligenz (KI) als aufstrebende Innovation, die das Zeug dazu hat, ihre Arbeitsumgebung innerhalb der nächsten fünf Jahre grundlegend zu verändern. 26 % der gleichen Stichprobe schätzen Internet-of-Things (IoT)-Technologien als starken Transformations-Treiber am Arbeitsplatz ein. Erstaunlich ist: Während die Mehrheit der Befragten sich mit diesen Begriffen durchaus vertraut zeigt, gaben nur 23 beziehungsweise 19 % an, tatsächlich zu verstehen, was hinter IoT und KI steckt.
Die Angst vor dem Wandel
Wer sich mit neuen Technologien auskennt, hat offenbar auch eher Angst, künftig von ihnen ersetzt zu werden: 65 % der Mitarbeiter in High-Tech-Unternehmen nutzen bereits Intelligenz-basierte Anwendungen. Das könnte eine Erklärung dafür sein, warum mit 36 % fast doppelt so viele Mitarbeiter bei den Vorreitern meinen, in fünf Jahren könnte ihr Job von Maschinen übernommen werden, als bei den Nachzüglern (19 %).
Systeme und Anwendungen sind nicht wirklich intuitiv oder einfach zu nutzen und es mangelt am Support durch Experten: Nur ein Viertel aller Befragten in Deutschland ist der Meinung, dass die Systeme und Anwendungen, die in ihrem Unternehmen zum Einsatz kommen, ausreichend intuitiv und einfach zu nutzen sind. Hier gibt es sowohl für die Unternehmen als auch für Technologieanbieter noch Nachholbedarf. Auch in Sachen IT-Support sind viele Mitarbeiter unzufrieden: So gaben nur 25 % an, einfachen Zugang zum IT-Support durch Experten zu haben.
Das Würzburger Fachmedienunternehmen Vogel Business Media geht gemeinsam mit dem Münchner Start-up „University4Industry“ (U4I) neue Wege der digitalen Weiterbildung. Die Onlinekurse sollen es vor allem kleineren und mittelständischen Industrieunternehmen ermöglichen, „Industrie 4.0“ konkret im eigenen Betrieb anzuwenden.
Fazit
Insgesamt zeigen die Studienergebnisse, dass es noch viel zu tun gibt in Sachen Digitalisierung am Arbeitsplatz. Wegweisend ist, dass die Arbeitnehmer eine recht genaue Vorstellung davon haben, was zu einem guten digitalen Arbeitsplatz dazugehört – gute Orientierungspunkte für die Verantwortlichen in den Unternehmen. Denn letztendlich sind motivierte, zufriedene und langjährige Mitarbeiter genauso wichtig wie Kostenoptimierung, Steigerung von Effizienz und Produktivität, Wachstum, Kundenbindung, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit, weil sie diese Faktoren mit ihrer Arbeit beeinflussen. Je mehr technologische Unterstützung und Vereinfachung sie dabei erfahren, desto positiver sind auch die Auswirkungen auf diese Faktoren.
Dieser Artikel erschien zuerst bei unserem Partnerportal IP-Insider.
Über den Autor
Dr. Uwe Heckert ist Vice President Public Sector EMEA und Geschäftsführer der Unisys Deutschland GmbH.
*Über die Studie
Im Rahmen der Studie wurden im April 2018 mehr als 12.000 Arbeitnehmer im Alter zwischen 18 und 64 in 12 Ländern befragt – 1.000 in Deutschland. Hauptgegenstand der Befragung war, wie sich Technologie am Arbeitsplatz auf den Alltag der Arbeitnehmer auswirkt. Die Kategorisierung nach Technologie-Vorreitern und -Nachzüglern erfolgte anhand der Qualifizierung der Arbeitgeber durch ihre Mitarbeiter als Unternehmen, das in Bezug auf Technologie entweder vor oder hinter der Konkurrenz liegt.
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