Newsticker März: Aktuelles aus der Prozessindustrie Bayer will Pharmaproduktion mit Milliardenbetrag voranbringen
Im ständig aktuellen News-Ticker fasst die PROCESS-Redaktion das Geschehen in der Branche kompakt zusammen. Ob Chemie-, Pharma-, oder Lebensmittelindustrie, alle verfahrenstechnischen Themen werden – ebenso wie politische und wirtschaftliche Nachrichten zur Prozessindustrie – zusammengefasst.
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31.03.2022
Neu Delhi (dpa) *17:04 Uhr – Indien kauft Erdöl in Russland mit hohem Rabatt
Indien hat Erdöl in Russland mit hohem Rabatt gekauft und erwägt weitere Bestellungen. Russische Ölfirmen böten Preisnachlässe an und indische Firmen zögen in Betracht, entsprechende Verträge abzuschließen, hieß es aus Kreisen der staatlichen Indian Oil Corporation. Das Unternehmen selbst habe Anfang März drei Millionen Barrel Ural Crude mit einem Rabatt von 20 bis 25 Dollar pro Barrel gekauft. Das Öl solle im Mai geliefert werden.
Indien als bevölkerungsreichste Demokratie der Welt unterstützt die westliche Sanktionen gegen Russland nicht und verurteilt ebenso wenig den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Neu Delhi pflegt seit langem enge Beziehungen zu Moskau und ein Großteil der Ausrüstung seines Militärs kommt aus Russland, wodurch Indien beispielsweise bei Ersatzteilen auf Moskau angewiesen ist.
Indien ist zudem der drittgrößte Ölimporteur der Welt – nach den USA und China. Bislang macht russisches Öl nur einen sehr kleinen Teil im indischen Ölmix aus. Aber das könnte sich ändern. 2021 kaufte Indien insgesamt zwölf Millionen Barrel Erdöl aus Russland. In diesem Jahr seien es bislang bereits rund sechs Millionen gewesen, berichtete die indische Nachrichtenagentur PTI unter Berufung auf informierte Kreise.
Trotz des Interesses gebe es aber noch Probleme beim Handel, hieß es aus den Kreisen der Indian Oil Corporation. So seien etwa bei der Bezahlung, bei Transportrouten angesichts der Sanktionen und bei der Eignung des Rohöls für indische Raffinerien noch Fragen offen.
Berlin (dpa) *10:29 Uhr – Bayer will Pharmaproduktion mit Milliardenbetrag voranbringen
Mit Investitionen von rund zwei Milliarden Euro will Bayer seine Pharmasparte in den kommenden drei Jahren fitter machen.
Das Geld solle in neue Technologien, Automatisierung und Digitalisierung fließen, teilte der Pharma- und Agrarchemiekonzern am Donnerstag in Berlin mit. Dabei würden auch Mittel in strategische Bereiche umverteilt. Ein wesentlicher Teil des Geldes werde für die Erweiterung der Kapazitäten für Biotechnologie verwendet - und damit zur Stärkung der Produktion von Zell- und Gentherapien sowie für die Erweiterung des Produktionsstandortes im kalifornischen Berkeley.
Bayer setzt große Hoffnungen auf den noch jungen Bereich, der das Geschäftswachstum auf lange Sicht antreiben soll. Der Dax-Konzern hatte Anfang des Jahres sein Geschäft rund um Gen- und Zelltherapien durch eine Zusammenarbeit mit einem US-Spezialisten für Genveränderung gestärkt.
Bayer zufolge soll Deutschland ein wichtiger Produktionsstandort bleiben. So hatte der Konzern Anfang März hohe Investitionen angekündigt. An den Pharma-Produktionsstandorten in Bergkamen, Berlin, Leverkusen, Weimar und Wuppertal sollen mehr als 1,4 Milliarden Euro in Technologien, neue Produktionsanlagen und Digitalisierung fließen. Die Zusagen sind Bestandteil einer von Vorstand und Arbeitnehmervertretung geschlossenen Gesamtbetriebsvereinbarung.
Um Geld für die Investitionen freizumachen, macht Bayer laut der Mitteilung in anderen Bereichen Abstriche. So soll eine Produktionsanlage in Brasilien an einen neuen Betreiber übergeben werden. Zudem sollen Teile der Infrastruktur sowie Dienstleistungsbereiche in Bergkamen, Wuppertal und Berlin an externe Partner übertragen werden.
30.03.2022
Amsterdam (dpa) *16:57 Uhr – EU-Behörde prüft Zulassung von französischem Corona-Impfstoff
Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft die Zulassung des Corona-Impfstoffs des französischen Herstellers Sanofi Pasteur in der EU. Das teilte die EMA am Mittwoch in Amsterdam mit. Wann die Prüfung des Antrages abgeschlossen sein wird, teilte die Behörde nicht mit. Bereits seit vergangenem Jahr hatten die Experten der EMA Daten aus Laborstudien und klinischen Versuchen zu der Wirkung des Präparates Vidprevtyn bewertet. Danach schütze es effektiv vor einer Covid-19-Erkrankung. Wenn die EMA grünes Licht für die Zulassung gibt, muss die EU-Kommission noch zustimmen. Das aber gilt als Formsache.
Vidprevtyn ist ein proteinbasierter Impfstoff. Er soll den Körper in die Lage versetzen, Antistoffe gegen das Virus herzustellen. Zurzeit werden noch vier andere Corona-Impfstoffe geprüft. Bisher wurden fünf Präparate in der EU zugelassen.
Tübingen (dpa/lsw) *14:38 Uhr – Curevac startet klinische Studie mit neuem Impfstoffkandidaten
Das Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac hat eine klinische Studie mit einem neuen Impfstoffkandidaten gegen Corona begonnen. Der erste Proband sei mit dem Covid-19-Impfstoffkandidaten der zweiten Generation CV2CoV geimpft worden, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die Phase 1-Studie in den USA solle nicht nur Daten als Grundlage für Impfstoffe gegen verschiedene Covid-19-Varianten liefern, sondern auch gegen andere Infektionskrankheiten und für potenzielle Kombinationsimpfstoffe. An der Studie beteiligt sind laut Curevac bis zu 210 Probanden.
Nach dem Rückzieher des ersten Impfstoffkandidaten CVnCoV wegen vergleichsweise schwacher Wirksamkeit aus dem Zulassungsverfahren hatte Curevac mit seinem britischen Partner Glaxo Smith Kline (GSK) die Entwicklung eines neuen Impfstoffs begonnen. Das Präparat des Tübinger Unternehmens ist ein sogenannter mRNA-Impfstoff – wie die von Biontech/Pfizer (Deutschland/USA) und Moderna (USA). Daten aus der neuen Phase 1-Studie werden laut Curevac in der zweiten Jahreshälfte 2022 erwartet.
Mainz (dpa) *12:37 Uhr – Biontech erwirtschaftet Nettogewinn von 10,3 Milliarden Euro
Der Corona-Impfstoffhersteller Biontech hat im vergangenen Jahr einen Nettogewinn von rund 10,3 Milliarden Euro erwirtschaftet. Der Umsatz lag bei knapp 19 Milliarden Euro, wie das Mainzer Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Sowohl beim Nettogewinn als auch beim Umsatz lag das Unternehmen damit erheblich über den Werten von 2020 mit damals 15,2 Millionen Euro beziehungsweise 482 Millionen Euro. Biontech bekräftigte nun die Umsatzprognose für seinen Covid-19-Impfstoff von 13 Milliarden bis 17 Milliarden Euro in diesem Jahr.
Das Unternehmen geht nach eigenen Angaben davon aus, im April erste Daten der klinischen Studie zur Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit eines auf die Omikron-Variante zugeschnittenen Impfstoffs zu veröffentlichen, die mögliche Zulassungsanträge unterstützen sollen. An der Studie nehmen rund 2150 Erwachsene teil. Untersucht werden das derzeitige Covid-19-Vakzin und ein Omikron-basierter Impfstoff sowohl bei Probanden, die bereits geimpft wurden, als auch bei bislang Ungeimpften. Laut Biontech wurde die Studie um verschiedene Kombinationsansätze erweitert. Zudem sollen weitere Impfstoffkandidaten getestet werden.
Die Unternehmensführung will sich ein Aktienrückkaufprogramm bis zu 1,5 Milliarden Dollar in den kommenden zwei Jahren genehmigen lassen und eine Sonderdividende von zwei Euro pro Aktie vorschlagen.
Im vergangenen Jahr wurden 2,6 Milliarden Corona-Impfstoffdosen ausgeliefert und damit 100 Millionen mehr als erwartet. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sollen in diesem Jahr im Vergleich zu 2021 um etwa 50 Prozent auf 1,4 Milliarden bis 1,5 Milliarden Euro steigen.
29.03.2022
London/München (dpa) *11:15 Uhr – Wacker Chemie will schneller wachsen
Wacker Chemie will in den kommenden Jahren kräftig vom Fokus auf Spezialchemikalien und Biotech-Produkte sowie von Geschäften mit der Halbleiterindustrie profitieren. Konzernchef Christian Hartel will damit ein rund doppelt so schnelles Wachstum erzielen wie im historischen Schnitt.
«In den Chemiebereichen konzentrieren wir uns auf Spezialitäten und erzielen damit hohe Margen», sagte Hartel laut Mitteilung vom Dienstag anlässlich eines Kapitalmarkttages in London. «Im Bereich Biotechnologie haben wir unser Portfolio über Innovationen und Zukäufe ausgebaut und uns (...) in vielversprechenden Wachstumsmärkten etabliert.» Der Firmenchef, der den MDax-Konzern nun seit fast einem Jahr führt, verwies zudem auf das gut laufende Geschäft mit Polysilizium für die Halbleiter- und Solarindustrie.
Den Unternehmensangaben zufolge soll konzernweit das jährliche Umsatzplus künftig um den Faktor 1,5 bis 2,0 über der historischen Rate von vier bis fünf Prozent pro Jahr liegen. Im Jahr 2030 soll so ein Umsatz von mehr als zehn Milliarden Euro erwirtschaftet werden. Das wären dann mindestens 61 Prozent mehr als 2021.
Derweil soll die kleinste Sparte Biosolutions rund um Bereiche wie Lebensmittelzusatzstoffe, Pharmawirkstoffe und Agrarchemikalien ihren Umsatz bis 2030 auf rund eine Milliarde Euro in etwa verdreifachen. Und auch das Geschäft mit Polymeren soll stark wachsen.
Grünwald (dpa) *10:51 Uhr – Arzneihersteller Dermapharm will nach Rekordjahr weiter zulegen
Der Arzneimittelhersteller Dermapharm rechnet dank der Kooperation mit dem Impfstoffproduzenten Biontech und der geplanten Cannabis-Legalisierung mit weiterem Wachstum. «Trotz der aktuellen Geschehnisse in der Ukraine blicken wir optimistisch auf das Geschäftsjahr 2022», sagte Unternehmenschef Hans-Georg Feldmeier laut Mitteilung vom Dienstag in Grünwald.
Der Vorstand peilt demnach für das laufende Jahr ein Umsatzplus von zehn bis 13 Prozent an, das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll um drei bis sieben Prozent im Vergleich zum Rekordjahr 2021 anziehen.
Zum Wachstum in diesem Jahr sollen laut Vorstandschef Feldmeier neben dem Kerngeschäft die erweiterte Impfstoffkooperation mit dem Mainzer Unternehmen Biontech und das kürzlich übernommene Cannabisgeschäft beitragen. Die zugekaufte C3 Cannabinoid Compound Company werde in den kommenden Monaten in das Unternehmen integriert. «Die zu erwartende Liberalisierung des Cannabismarktes bietet darüber hinaus zusätzliches Wachstumspotenzial», ergänzte der Dermapharm-Lenker.
Die endgültigen Zahlen für das vergangene Jahr will Dermapharm am 12. April vorlegen. Vorläufige Kennziffern hatte das Unternehmen bereits veröffentlicht. Demnach war der Umsatz im Jahresvergleich um 19 Prozent auf 943 Millionen Euro angewachsen, das um Einmalkosten bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) nahm um drei Viertel auf 351 Millionen Euro zu. Damit sei 2021 für das Unternehmen das erfolgreichste Jahr in der 30-jährigen Firmenhistorie gewesen.
Dermapharm hatte im vergangenen Jahr von einer hohen Nachfrage nach Präparaten zur Immunstärkung wie Vitamin-D-Produkten profitiert. Zudem gaben die Übernahme der Merck-Tochter Allergopharma und die Impfstoffkooperation mit Biontech Schub. Für den Mainzer Corona-Impfstoffhersteller produziert Dermapharm in Brehna bei Leipzig sowie in Reinbek in Schleswig-Holstein.
28.03.2022
Ludwigshafen (dpa) *16:28 Uhr – BASF berichtet von sehr gutem Start ins Jahr
Die Geschäfte für den Chemiekonzern BASF laufen weiter rund. «Wir sind sehr gut ins neue Jahr gestartet», sagte Finanzchef Hans-Ulrich Engel am Montag auf einem Investorentag. Nach einer starken Geschäftsentwicklung im Januar und Februar bleibe auch der März ein starker Monat. Das Auftragsbuch sei gut gefüllt. Insgesamt schaue BASF auf ein gutes Quartal.
Die Energiekosten blieben aber hoch, sagte Engels. Allein im vierten Quartal hatten sich die Mehrkosten für die europäischen BASF-Standorte aufgrund der gestiegenen Erdgaspreise auf 800 Millionen Euro belaufen. BASF befinde sich aber aufgrund einer starken Nachfrage in einer guten Position und könne den überwiegenden Teil der Kosten an die Kunden weiterreichen, fügte Engel hinzu.
Schwäbisch Gmünd (dpa/lsw) *15:42 Uhr – Chemieunfall in Berufsschulzentrum
Wegen eines Chemieunfalls haben rund 500 Schüler und Lehrer am Montag zeitweise eine Schule in Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis) verlassen müssen. Es wurde nach Angaben der Polizei niemand verletzt. Demnach war während des Chemieunterrichts versehentlich giftiges Brom ausgetreten. Daraufhin verließen 20 Schüler und ein Lehrer den Chemiesaal und verständigten die Rettungskräfte. Das Berufsschulzentrum wurde vorsorglich evakuiert. Die Stelle im Chemiesaal wurde gereinigt und das Gebäude belüftet. Nach zwei Stunden konnten alle die Schule wieder betreten.
Singapur (dpa) *08:02 Uhr – Ölpreise geben deutlich nach
Die Ölpreise haben zu Wochenbeginn auf hohem Niveau deutlich nachgegeben. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Montagmorgen 116,50 US-Dollar. Das waren 4,15 Dollar weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 4,21 Dollar auf 109,69 Dollar.
Beeinflusst wurden die Preise durch zwei Entwicklungen. So hat China die Finanzmetropole Shanghai wegen eines Corona-Ausbruchs in einen Teil-Lockdown geschickt. Derartige Ausgangssperren in Millionen-Metropolen lasten regelmäßig auf der Konjunkturentwicklung und der Ölnachfrage der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.
Darüber hinaus haben die jemenitischen Huthi-Rebellen eine mehrtägige Feuerpause gegenüber Saudi-Arabien angekündigt. In den vergangenen Tagen hatten Angriffe auf saudische Ölanlagen immer wieder Sorgen über die ohnehin angespannte Erdölversorgung hervorgerufen. Die Lage am Ölmarkt gilt seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine als kritisch, da mit Russland einer der größten Ölförderer der Welt scharfen Sanktionen ausgesetzt ist.
25.03.2022
Frankfurt/Hannover (dpa) *05:15 Uhr – Gewerkschaften wollen Hilfen für energieintensive Betriebe
Die Gewerkschaften energieintensiver Branchen haben sich gegen einen Boykott russischer Energielieferungen ausgesprochen. IG Metall, IG BCE und IG Bauen-Agrar-Umwelt fordern in einem am Freitag veröffentlichten Positionspapier die Bundesregierung auf, einen kurzfristigen Lieferstopp abzuwenden. Es gelte, scharfe soziale und ökonomische Konsequenzen abzuwenden.
Die Gewerkschafter verlangen zudem Liquiditätshilfen für besonders betroffene Betriebe und steuerliche Entlastungen. Bei Produktionsdrosselungen wegen erhöhter Energiepreise solle Kurzarbeit möglich sein. Mittel- und langfristig müssten die erneuerbaren Energien schneller ausgebaut, der Einsatz von Wasserstoff vorangetrieben und die Preise für Industriestrom und Gas auf das internationale Niveau gedeckelt werden.
23.03.2022
Vevey (dpa) *13:08 Uhr – Nestlé setzt weitere Teile des Russland-Geschäfts aus
Nestlé streicht nach anhaltender Kritik weitere Angebote aus seinem Sortiment in Russland. Unter anderem nimmt der weltgrößte Nahrungsmittelhersteller dort Marken wie Kitkat und Nesquik aus den Regalen. Einzig lebenswichtige Güter wie Babynahrung oder medizinische Ernährung sollen in dem Land noch verkauft werden.
Während der Krieg in der Ukraine tobe, fokussiere Nestle die Aktivitäten in Russland darauf, lebenswichtige Nahrung bereitzustellen, hieß es am Mittwoch in einer schriftlichen Stellungnahme des Unternehmens. Der Konzern erwarte nicht, in der näheren Zukunft in Russland Gewinne zu erzielen oder damit verbundene Steuern zu zahlen. Eventuelle Gewinne würden Organisationen für humanitäre Hilfe gespendet.
Die Produktion der großen Mehrheit der Produkte und des Umsatzes in Russland würden unterbrochen, erklärte ein Nestlé-Sprecher. Dies betreffe neben Süßwaren auch Heimtierprodukte und Kaffee. Bereits vor fast zwei Wochen hatte Nestlé erklärt, Import und Export aller nicht lebenswichtigen Nahrungsmittel aus und nach Russland zu stoppen. Es würden außerdem keine Investitionen mehr getätigt und die Produkte nicht mehr beworben.
Leuna (dpa/sa) *11:17 Uhr – Raffinerie Leuna will Ende 2022 kein russisches Erdöl mehr beziehen
Die Total Raffinerie in Leuna will spätestens Ende 2022 ohne russisches Erdöl auskommen. Man wolle danach beispielsweise auf Öl setzen, das über die Ostseeterminals in die Pipelines eingespeist werde, sagte eine Konzernsprecherin am Mittwoch. Das Öl stamme von den «internationalen Märkten». Nähere Angaben machte sie nicht.
Der französische Energieriese Total hat mit Blick auf den Ukraine-Krieg beschlossen, mit Ablauf dieses Jahres kein russisches Erdöl mehr kaufen zu wollen. Es würden keine neuen Verträge mehr geschlossen oder bestehende verlängert, hatte der Konzern am Dienstag mitgeteilt. Ein erster Vertrag, der auch Leuna betrifft, laufe bereits Ende März aus.
Die Raffinerie wird bislang über die «Druschba»-Pipeline mit russischem Öl versorgt. Bereits zuvor hatte Total bekannt gemacht, kein russisches Erdöl mehr auf dem Spotmarkt, also kurzfristig, zu kaufen.
Hamburg/Brunsbüttel (dpa) *11:16 Uhr – LNG-Terminal Brunsbüttel gewinnt Shell als ersten Großkunden
Die Betreibergesellschaft des geplanten ersten deutschen Flüssiggas-Terminals in Brunsbüttel hat mit Shell einen ersten Großkunden an Land gezogen. Eine Absichtserklärung sehe vor, «dass Shell einen substanziellen Teil der Kapazität des Terminals in Brunsbüttel für den Import von LNG langfristig bucht», teilte die German LNG Terminal GmbH am Mittwoch mit. «Beide Seiten arbeiten derzeit daran, Umfang und Dauer der Partnerschaft möglichst schnell vertraglich bindend zu vereinbaren.» Das Terminal soll spätestens 2026 in Betrieb gehen und eine Kapazität von 8 Milliarden Kubikmetern Gas haben. Langfristig soll es für den Import von grünen Wasserstoffderivaten wie Ammoniak umgerüstet werden.
Die Planungen für ein Importterminal für flüssiges Erdgas (LNG) im Hafen der schleswig-holsteinischen Kleinstadt an der Unterelbe laufen seit Jahren, kamen aber nicht recht voran. Für Tempo sorgt jetzt die Bundesregierung, die angesichts des Krieges in der Ukraine so schnell wie möglich die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Erdgas beenden will.
Vor diesem Hintergrund beteiligt sich der Bund über seine Förderbank KfW an der Betreibergesellschaft mit 50 Prozent. Weitere Gesellschafter sind der niederländische Gasnetzbetreiber Gasunie (40 Prozent) und der deutsche Versorger RWE (zehn Prozent). Diese «jüngsten Entwicklungen» sind laut Mitteilung der Hintergrund für die Vereinbarung mit Shell. Shell-Deutschlandchef Fabian Ziegler sprach von einem «wichtigen Schritt, um kurzfristig die Versorgung in Deutschland und darüber hinaus in ganz Europa sicherzustellen».
22.03.2022
Paris (dpa) *18:55 Uhr – Total will kein Erdöl aus Russland mehr kaufen
Der französische Energieriese Total will bis zum Jahresende kein russisches Erdöl mehr kaufen. Es sollten keine neuen Verträge mehr geschlossen oder bestehende verlängert werden, teilte der Konzern am Dienstag mit. Bereits zuvor hatte Total bekannt gemacht, kein russisches Erdöl mehr auf dem Spotmarkt, also kurzfristig, zu kaufen.
Von dem Schritt wird auch die Raffinerie im sachsen-anhaltinischen Leuna betroffen sein. Man werde für diese eine Alternative schaffen, hieß es von Total.
Hannover (dpa) *14:57 Uhr – Chemie-Tarifpartner vertagen Gespräche auf zweite Runde Anfang April
Die Tarifgespräche für die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie werden nun zunächst doch auf eine weitere Runde vertagt. Am 4. und 5. April wolle man sich wieder zusammensetzen, kündigten die Gewerkschaft IG BCE und der Branchenverband BAVC am Dienstag nach dem zweitägigen Auftakt ihrer Verhandlungen auf Bundesebene in Hannover an. Tagungsort solle dann Wiesbaden sein, wo die Dachorganisation der Chemie-Arbeitgeber auch ihren Hauptsitz hat.
Zwischenzeitlich hatte es bei den ersten Beratungen zu Beginn dieser Woche so ausgesehen, dass sich beide Seiten angesichts des Drucks durch die stark gestiegenen Energiepreise und der Unsicherheit wegen des Ukraine-Kriegs unerwartet schnell auf ein Basispaket einigen könnten. Dieses hätte dem Vernehmen nach etwa Einmalzahlungen oder eine vorerst nur relativ geringe Lohnsteigerung enthalten sollen.
Nun gibt es aber offensichtlich doch noch größeren Gesprächsbedarf. Die IG BCE hatte beispielsweise angedeutet, dass sie neben Beihilfen oder Prämien auch schon eine gewisse Erhöhung der dauerhaften Tabellen-Entgelte anstrebt. Der Verband warnte vor einer Überlastung bei den Kosten. Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber machten jedoch schon klar, dass es wohl auf eine «Brückenlösung» hinausläuft.
Dabei würden voraussichtlich Lohnsteigerungen im Bereich der hohen Teuerung vorerst vermieden. Im weiteren Jahresverlauf könnten dann – je nach internationaler Lage – Anpassungen möglich sein. Russland und die Ukraine sind zentrale Rohstofflieferanten der Chemiebranche.
Hamburg (dpa/lno) *13:59 Uhr – Stillgelegtes Kraftwerk Moorburg soll grünen Wasserstoff produzieren
Der Aufbau einer Wasserstoffproduktion im stillgelegten Hamburger Kohlekraftwerk Moorburg rückt näher. Eine Machbarkeitsstudie kommt nach Angaben der Wirtschaftsbehörde von Dienstag zu dem Schluss, dass eine Elektrolyse zur Produktion von grünem Wasserstoff mit einer Kapazität bis zu 500 Megawatt wirtschaftlich und technisch umsetzbar ist. Die bestehende Infrastruktur biete hervorragende Voraussetzungen. Realistisch sei eine Inbetriebnahme der Anlage bis 2026.
Der sogenannte grüne Wasserstoff wird mit Strom aus erneuerbaren Quellen per Elektrolyse hergestellt. Das Gas ist für die Energiewende wichtig und kann Basis für Kraft- und Brennstoffe sein. Wasserstoff soll etwa in Industrie und Verkehr Kohle, Öl und Erdgas ablösen.
Die Wasserstoffpläne für den Hamburger Kraftwerksstandort gibt es schon länger: Zum Aufbau eines Elektrolyseurs haben der Ölkonzern Shell, der Industriekonzern Mitsubishi Heavy Industries, der Versorger Vattenfall sowie die kommunale Wärme Hamburg bereits eine Absichtserklärung unterzeichnet.
In der Machbarkeitsstudie hat die Stadt auch ein Biomasse-Heizkraftwerk sowie ein Gas- und Dampfkraftwerk als mögliche Optionen für eine neue Nutzung des Kraftwerks Moorburg untersuchen lassen. Diese wiesen aber erhebliche Nachteile auf, so die Wirtschaftsbehörde. «Testsieger bleibt demnach für uns der Elektrolyseur zur Erzeugung von grünem Wasserstoff.» Die Wasserstoffpläne für Moorburg sollen im Rahmen des Programms «Important Projects of Common European Interest» (IPCEI) gefördert werden.
Das Kraftwerk im Hamburger Hafen war im vergangenen Jahr knapp sechseinhalb Jahre nach seiner Inbetriebnahme 2015 endgültig stillgelegt worden. Moorburg war eines der modernsten und effizientesten Kohlekraftwerke in Deutschland und sollte eigentlich bis 2038 am Netz bleiben.
Bad Vilbel (dpa) *06:00 Uhr – Stada erwartet Einbußen im Russland-Geschäft – Gewinn gestiegen
Der Arzneimittelhersteller Stada erwartet wegen des Ukraine-Kriegs Einbußen in seinem wichtigen Russland-Geschäft, zeigt sich aber nach einem starken Geschäftsjahr zuversichtlich. Er mache sich derzeit keine Sorgen um die Arznei-Nachfrage in Russland, sagte Vorstandschef Peter Goldschmidt der Deutschen Presse-Agentur.
Es sei vielmehr eine Herausforderung, die Lieferkette und die Produktion sicherzustellen. «Entscheidend ist aus wirtschaftlicher Sicht vor allem die Entwicklung des Rubels», sagte Goldschmidt. Da Stada in Euro bilanziert, würde ein weiter schwacher Kurs der russischen Währung den Grippostad-Hersteller treffen.
Russland ist einer der wichtigsten Märkte für Stada und trägt rund 14 Prozent zum Umsatz bei. Der Konzern beschäftigt dort 2100 Menschen, etwa ein Sechstel der weltweiten Belegschaft, und ist einer der größten Anbieter vor Ort. «Einbußen in Russland können wir mittelfristig mit Wachstum in anderen Ländern kompensieren», sagte Goldschmidt. Stada will an seinem Russland-Geschäft festhalten.
Auch der Krieg in der Ukraine, wo Stada rund 440 Beschäftigte hat, treibt Goldschmidt um. In Kiew hat der Konzern eine Fabrik nahe dem Militärflughafen. Sie stehe noch, aber Raketen seien in der Nähe eingeschlagen, sagte er. Die Beschäftigten seien wohlauf.
Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz von Stada um 8 Prozent auf 3,25 Milliarden Euro, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. In Europa hätten zahlreiche Länder, darunter Frankreich und Spanien, zweistellige Zuwächse verzeichnet. Der Gewinn wuchs um knapp 45 Prozent auf 264 Millionen Euro. Negative Sondereffekte, die 2020 das Ergebnis belastet hatten, entfielen. Stada gelang es 2021 auch, die geringe Nachfrage nach Erkältungsmitteln in der Pandemie auszugleichen - etwa mit Zukäufen und starken Verkäufen von Nahrungsergänzungsmitteln. In Zeiten der Maskenpflicht verlief die Erkältungs- und Grippesaison vielerorts glimpflich.
21.03.2022
Hannover (dpa) *12:48 Uhr – Chemie-Tarifpartner peilen zunächst «Brückenlösung» an
Bei den schwierigen Tarifgesprächen für die Chemie- und Pharmaindustrie zeichnet sich wegen der ungewöhnlich starken Inflation und des Krieges in der Ukraine vorerst womöglich nur ein Teilabschluss ab. Die Verhandlungsführer der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber deuteten am Montag zum Start der ersten bundesweiten Runde in Hannover eine entsprechende «Brückenlösung» an.
Der Vizechef der Gewerkschaft IG BCE, Ralf Sikorski, sagte: «Wir haben aktuell durch das Wirken von Herrn Putin in der Ukraine Inflationsraten, deren Realitätssinn geprüft werden muss.» Er bezog sich damit vor allem auf die enorm gestiegenen Energiepreise und die Unsicherheit über die künftige Rohstoffversorgung. Ursprünglich hatte die Gewerkschaft einen Lohnabschluss oberhalb der Teuerung verlangt – die Unternehmen verwiesen zuletzt aber auf gestiegene Kosten.
Ein Teil der Entgelt-Erhöhungen müsse real kommen, «und zwar jetzt», so der IG-BCE-Vertreter. Ein Verschieben der gesamten Tarifrunde sei nicht geplant. «Wir brauchen für unsere Kolleginnen und Kollegen jetzt ein Ergebnis, zumindest ein Teilergebnis. Und dann kann man Brücken bauen in den Herbst rein.»
Ähnlich äußerte sich Hans Oberschulte als Verhandlungsführer der Arbeitgeber. «Wir müssen uns überlegen, welchen Teil von Belastungen wir den Unternehmen dauerhaft zumuten können und welcher Teil möglicherweise nur temporär sein kann.» Er stellt aber klar: «Eine Inflationsrate, die zum größten Teil aus einer temporär überhitzten Situation entsteht, darf nicht die Grundlage für eine Tariferhöhung sein, die wir dauerhaft für alle Zukunft in unseren entsprechenden Tabellenentgelten haben.»
Sumy (dpa) *07:47 Uhr – Ukrainischer Zivilschutz: Keine Gefahr nach Ammoniak-Austritt
Nach dem Austritt von hochgiftigem Ammoniak aus einem Chemiewerk in der ukrainischen Stadt Sumy besteht nach Darstellung der Behörden keine Gefahr für die Bevölkerung. Das teilte der staatliche Zivilschutz am Montagmorgen bei Telegram mit und sprach von einem «leichten Ammoniak-Austritt». Durch Beschuss sei ein Tank beschädigt worden. Die betroffene Stelle sei abgedichtet worden. Den Angaben zufolge wurde ein Mitarbeiter des Unternehmens verletzt.
Der regionale Militärchef Dmytro Schywytzky hatte in der Nacht zum Montag an alle Bewohner im Umkreis von fünf Kilometern um das Chemiewerk «Sumychimprom» appelliert, möglichst Keller oder Wohnungen im Erdgeschoss aufzusuchen, um nicht mit dem Ammoniak in Kontakt zu kommen. Das stark stechend riechende Gas ist leichter als Luft, es steigt also nach oben.
Laut Zivilschutz arbeiten Spezialisten daran, die Ammoniakwolke im Nordosten der Ukraine unschädlich zu machen. Eine unabhängige Klärung vor Ort war nicht möglich. Das russische Militär hatte in der vergangenen Woche der Ukraine vorgeworfen, unter falscher Flagge einen Chemiewaffenangriff auf Zivilisten vorzubereiten.
Hannover (dpa) *03:30 Uhr – Bundesweite Tarifverhandlungen für Chemie- und Pharmaindustrie
In Hannover beginnen am Montag (11.00 Uhr) die bundesweiten Tarifgespräche für die rund 580 000 Beschäftigten der Chemie- und Pharmabranche. Es sind die ersten Verhandlungen über einen großen Flächentarifabschluss in Deutschland in diesem Jahr. Seit Anfang März gab es Sondierungstreffen in einzelnen Regionen – diese blieben allerdings noch ohne nennenswerte Annäherung.
Die Gewerkschaft IG BCE fordert für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Entgeltplus oberhalb der schon hohen Inflationsrate. Einbußen beim Reallohn seien nicht hinnehmbar, stattdessen müsse die Kaufkraft gesichert und gestärkt werden. Vertreter der Unternehmen sehen wegen der ebenfalls steigenden Investitions- und Rohstoffkosten aber keinen Spielraum dafür. Sie verweisen außerdem darauf, dass die Lage der Betriebe derzeit regional sehr unterschiedlich sei.
Am Vormittag wollen sich die Verhandlungsführer Ralf Sikorski (IG BCE) und Hans Oberschulte (Bundesarbeitgeberverband Chemie/BASF) im Tagungshotel am Flughafen Hannover-Langenhagen äußern, ehe sich beide Seiten zunächst zu internen Beratungen zurückziehen. Am Nachmittag (14.15 Uhr) sollen dann die eigentlichen Gespräche auf Bundesebene starten. Diese erste Runde wird direkt am Dienstag fortgesetzt.
18.03.2022
Greifswald (dpa/mv) *15:35 Uhr – Cheplapharm baut in Greifswald Bürogebäude für 12,5 Millionen Euro
Das Unternehmen Cheplapharm investiert 12,5 Millionen Euro in seinen Hauptsitz in Greifswald. Bis Ende 2023 soll dort ein neues Gebäude mit mehr als 300 Büroarbeitsplätzen entstehen, wie das Pharmaunternehmen am Freitag mitteilte. Dadurch könnten in Zukunft nahezu alle Mitarbeiter gemeinsam an einem Standort arbeiten. Der Neubau soll durch die Nutzung von Umweltwärme und einer eigenen Photovoltaikanlage zudem besonders nachhaltig sein.
Im Gegensatz zu anderen Firmen erweitere man die Bürofläche deutlich, sagt Geschäftsführer Sebastian Braun. Das Gemeinschaftsgefühl und der persönliche Austausch am Arbeitsplatz seien ein wichtiger Erfolgsbaustein von Cheplapharm. Der Neubau sei zudem ein Bekenntnis zum Standort Greifswald.
Das mittelständische Familienunternehmen verfügt über keine eigene Forschung und Entwicklung, sondern kauft etablierte Medikamente von großen Pharmaunternehmen, die es dann in Lohnfertigung herstellen lässt und vertreibt. In den neun Monaten bis zum 30. September 2021 erzielte das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 793 Millionen Euro. Im Januar hatte es angekündigt, an die Börse gehen und dort etwa 750 Millionen Euro einwerben zu wollen. Nur wenige Tage später verschob Cheplapharm das Vorhaben aber wegen wechselhafter Märkte.
17.03.2022
Amsterdam (dpa) *16:02 Uhr – EU-Behörde: Prüfung von russischem Corona-Impfstoff liegt auf Eis
Die Prüfung des russischen Corona-Impfstoffes Sputnik V für die Zulassung in der EU liegt nach Angaben der EU-Arzneimittelbehörde EMA auf Eis. Zur Zeit geschehe dort nichts, sagte der zuständige Leiter der Abteilung für klinische Studien, Fergus Sweeney, am Donnerstag in Amsterdam. «Wir haben zur Zeit keinen Kontakt mit den russischen Instanzen.» Gründe nannte er nicht.
Es ist unklar, ob die Unterbrechung der Kommunikation im Zusammenhang steht mit dem Krieg in der Ukraine. Sweeney erwartet nicht, dass das Prüfverfahren in Kürze wieder aufgenommen werde.
Vor etwa einem Jahr hatte die EMA das Prüfverfahren von Sputnik V gestartet nach dem sogenannten Rolling Review-Prinzip. Dabei werden Daten von Forschungen und Tests laufend von den Experten bewertet, auch wenn noch kein offizieller Antrag auf Zulassung vorliegt. Auf diese Weise soll die Zulassung von Impfstoffen gegen Covid-19 beschleunigt werden. Die Prüfung von Sputnik V hatte sich mehrfach verzögert, da den EMA-Experten noch wichtige Daten fehlten. Der Impfstoff ist in Russland und einigen anderen Nicht-EU-Staaten zugelassen.
Brüssel (dpa) *16:01 Uhr – EU-Länder einigen sich auf neue Grenzwerte für bestimmte Chemikalien
Die Grenzwerte für bestimmte, besonders schädliche Chemikalien in Abfällen sollen in der EU verschärft werden. Die EU-Länder einigten sich am Donnerstag auf Grenzwerte für sogenannte persistente organische Schadstoffe, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Es handele sich um chemische Substanzen, die für Umwelt und Menschen eine besondere Gefahr darstellten, sagte die französische Umweltministerin Barbara Pompili. Nun muss gemeinsam mit dem EU-Parlament ein endgültiger Kompromiss zu dem Vorhaben gefunden werden. Ziel soll es sein, die Freisetzung der Stoffe aus Abfällen gänzlich zu vermeiden oder auf ein Minimum zu reduzieren.
Die EU-Kommission hatte im Oktober letzten Jahres einen entsprechenden Gesetzesvorschlag vorgelegt. Demnach geht es darum, mögliche Probleme wie eine Beeinträchtigung des Immunsystems, der Atemwege, des Hormonsystems, der Fortpflanzungsfähigkeit und des Herz-Kreislauf-Systems zu verhindern. Nach Angaben der Kommission werden die Chemikalien zwar eigentlich nicht mehr in neuen Produkten verwendet, könnten aber noch immer in Abfällen von beispielsweise wasserdichten Textilien, Möbeln, Kunststoffen und Elektronikgeräten nachgewiesen werden.
Als Beispiele werden etwa Perfluoroctansäure - zu finden etwa in Textilien und Löschschaum -, Dicofol - ein Pestizid, das früher in der Landwirtschaft verwendet wurde -, und Pentachlorphenol - das für die Bearbeitung von Holz verwendet wurde - genannt.
Frankfurt/Main (dpa) *10:00 Uhr – Chemieverband zieht wegen Ukraine-Krieg Prognose zurück
Die Hoffnungen der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie auf kräftige Geschäftszuwächse haben mit dem Krieg in der Ukraine einen herben Dämpfer bekommen. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) zog daher seine Prognose für das laufende Jahr zurück, wie er am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Zuletzt hatte der VCI ein weiteres Rekordjahr mit Zuwächsen bei Umsatz (fünf Prozent) und Produktion (zwei Prozent) erwartet. Eine neue Vorhersage wollte der Verband nun nicht wagen. «Jegliche Prognose wäre im hohen Maß spekulativ», sagte Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup.
Die Lage habe sich mit dem Ukraine-Krieg für die energie- und rohstoffintensive Chemiebranche dramatisch verändert, so der VCI. Mit den rasant gestiegenen Preisen für Öl und Erdgas schwinde der finanzielle Spielraum der Unternehmen. In einer Umfrage unter 247 Mitgliedsfirmen berichteten demnach 70 Prozent über gravierende Probleme für ihr Geschäft wegen der hohen Energiepreise. 54 Prozent erwarteten Rückgänge bei Umsatz und Produktion im laufenden Jahr.
Im vergangenen Jahr hatte die Chemie- und Pharmabranche mit mehr als 466.000 Beschäftigten ein Rekordjahr erlebt. Mit der Erholung vom Corona-Krisenjahr 2020 stieg der Umsatz um 17,9 Prozent auf 225 Milliarden Euro. Die Produktion legte kräftig um 5,3 Prozent zu.
16.03.2022
Ludwigshafen (dpa/lrs) *18:50 Uhr – Ein Verletzter nach Austritt von Chlorgas auf BASF-Gelände in Klinik
Bei einem Arbeitsunfall auf dem BASF-Werksgelände in Ludwigshafen ist ein Mitarbeiter einer externen Firma durch Chlorgas verletzt worden. Er sei vorsorglich zur weiteren Beobachtung in eine Klinik gebracht worden, teilte der Konzern am Mittwoch mit. Zuvor sei aus einer Anlage im Werksteil Süd aus bislang unbekanntem Grund eine geringe Menge Chlor ausgetreten.
Rund ein Dutzend weitere Mitarbeiter von zwei externen Unternehmen sowie von Werkschutz und Feuerwehr seien deswegen ebenfalls von einem Arzt untersucht worden, hätten später aber ihre Arbeit fortsetzen können. Nur im unmittelbaren Umfeld der betroffenen Anlage seien leicht erhöhte Chlorwerte gemessen worden, aber nicht außerhalb des Werksgeländes. Chlor ist beim Einatmen giftig und kann außerdem Augen und Haut reizen.
München (dpa) *17:31 Uhr – Nach Pharma-Skandal: Prozess um Blutdrucksenker Valsartan
Rund vier Jahre nach dem Rückruf einiger Blutdrucksenker mit dem Wirkstoff Valsartan wird der Pharma-Skandal an diesem Donnerstag (13 Uhr) ein Fall für die nächste Justiz-Instanz: Ein Mann klagt vor dem Oberlandesgericht (OLG) München auf Schmerzensgeld und Auskunft, weil er nach der Einnahme eines Mittels mit Valsartan an Krebs erkrankte. Er geht davon aus, dass das Medikament diesen Tumor verursacht hat.
Der Skandal machte 2018 Schlagzeilen: Damals wurde bekannt, dass viele Mittel gegen Bluthochdruck, die auf dem Wirkstoff Valsartan basieren, mit dem potenziell krebserregenden Stoff N-Nitrosodimethylamin (NDMA) verunreinigt sind. Einige Chargen wurden zurückgerufen. Der Ausgangs-Wirkstoff für die damals vom Markt genommenen Arzneimittel kam von einem chinesischen Produzenten. Das gilt auch für das Mittel, das der Kläger einnahm.
Das Landgericht München I hatte seiner Forderung nach Auskunft im vergangenen Jahr stattgegeben - allerdings nur zum Teil (23 O 8725/20 vom 19.10.2021). Er und auch das beklagte Pharmaunternehmen legten Berufung gegen das Urteil ein, darum kommt es nun zur Verhandlung in der nächsten Instanz.
Paris (dpa) *17:27 Uhr – Pharmakonzern Merck muss in Frankreich Schadenersatz zahlen
Der deutsche Pharmakonzern Merck muss in Frankreich Schadenersatz wegen einer Änderung der Rezeptur seines Schilddrüsenmedikaments Levothyrox zahlen. Das Kassationsgericht in Paris bestätigte am Mittwoch als höchste Instanz eine Entscheidung des Berufungsgerichts in Lyon. Demnach muss Merck jedem der über 3000 Kläger 1000 Euro Schadenersatz auszahlen. Diese hatten dem Konzern vorgeworfen, nicht ausreichend über die Nebenwirkungen der geänderten Zusammensetzung des Medikaments Levothyrox (dt. Benennung: Levothyroxin) informiert worden zu sein.
Das Kassationsgericht kam zu dem Schluss, dass der Pharmahersteller aus Darmstadt auf dem Beipackzettel zwar wie erforderlich die neuen Inhaltsstoffe genannt hatte. Das Kleingedruckte sei aber nicht ausreichend gewesen, um die Patienten über die geänderte Rezeptur zu informieren. Diese hätten ohne die Information den Nebenwirkungen nicht begegnen und sich an einen Arzt wenden können. Insofern hätten sie einen immateriellen Schaden erlitten.
Der Pharmakonzern hatte die Anschuldigungen zurückgewiesen. Ärzte und Apotheker sowie Merck selbst hätten aufgeklärt, erklärte der Konzern. Nach Angaben von Merck hat die große Mehrheit der Betroffenen den Übergang auf die neue Mixtur gut überstanden.
Merck hatte die neue Zusammensetzung auf Bitte der französischen Behörde für Arzneimittelsicherheit ANSM entwickelt. Diese neue Formel war von Ende März 2017 an in Apotheken erhältlich. Einige Patienten hatten sich über unerwünschte Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Haarausfall oder Gewichtszunahme beschwert. Rund drei Millionen Menschen sind in Frankreich auf das Medikament angewiesen.
Genf (dpa) *14:19 Uhr – Kompromiss bei Patentschutzlockerung für Corona-Impfstoff
Nach monatelangem Ringen zeichnet sich in der Welthandelsorganisation (WTO) ein Kompromiss über die begrenzte Freigabe von Patenten für Corona-Impfstoffe ab. Eine prinzipielle Einigung erzielten die Europäische Union, Indien, Südafrika und die USA, wie WTO-Chefin Ngozi Okonjo-Iweala am Mittwoch in Genf mitteilte. Dem Vernehmen nach soll die Freigabe der Patente zeitlich und auf Länder beschränkt bleiben, die bestimmte Kriterien erfüllen. Die genauen Einzelheiten waren noch unklar. Zudem müssen die 164 WTO-Mitglieder zustimmen. In der WTO wird im Konsens entschieden.
Mit einer Patentaufhebung sollen Hersteller in ärmeren Ländern in der Lage sein, selbst Corona-Impfstoffe herzustellen. Die Pharmaindustrie hatte argumentiert, die Produktion sei viel zu kompliziert, sie habe alle infrage kommenden Partner bereits selbst eingebunden, und es werde inzwischen ohnehin ausreichend Impfstoff hergestellt.
Die EU und andere Länder hatten den Vorschlag von Indien und Südafrika von Ende 2019, den Patentschutz vorübergehend aufzuheben, monatelang blockiert. Sie argumentierten, Pharmahersteller könnten nur dann Geld in Pharmaforschung investieren, wenn ein robuster Patentschutz ihnen im Falle eines Erfolgs auch Einnahmen garantiert.
15.03.2022
Basel (dpa) *10:14 Uhr – Novartis setzt Investitionen und Marketingaktivitäten in Russland aus
Der Pharmakonzern Novartis vorläufig keine Investitionen mehr in Russland tätigen. «Wir haben beschlossen, jegliche Investitionen in Russland auszusetzen und alle kommerziellen Marketingaktivitäten sowie alle wissenschaftlichen Veranstaltungen, die von uns oder von externen Parteien organisiert werden, einzustellen», teilte Novartis am Dienstagabend mit.
Man setze sich zwar weiterhin dafür ein, dass Patienten in allen Ländern, in denen der Konzern tätig ist, Zugang zu Medikamenten erhielten. «Gleichzeitig sind wir darauf bedacht, die neuen internationalen Sanktionen gegen Russland einzuhalten», heißt es weiter im Statement.
Bereits vorher hatte das Unternehmen angekündigt, drei Millionen Dollar und wichtige Medikamente, darunter Antibiotika, an die Ukraine spenden. «Wir sind uns bewusst, dass sich die derzeitige Situation schnell ändert, und werden daher mit Partnern und Nichtregierungsorganisationen vor Ort zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Patienten die lebenswichtigen Medikamente erhalten, auf die sie sich verlassen können», heißt es im heutigen Statement.
Mainz/Heidelberg (dpa/lrs) *13:09 Uhr – Biontech-Gründer baut Abteilung für Krebs-Immuntherapie in Mainz auf
Biontech-Gründer Ugur Sahin baut am Helmholtz-Institut «HI-Tron» in Mainz eine wissenschaftliche Abteilung für mRNA-basierte Krebs-Immuntherapie auf. Mit Botenmolekülen (mRNA) bringe man den Körper dazu, selbst Tumorproteine zu produzieren, die das Immunsystem dazu anregen sollen, den Krebs zu bekämpfen, teilte das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ) am Dienstag mit. Der große Vorteil dieses Ansatzes sei es, dass er vergleichsweise einfach und schnell die Herstellung hochgradig individualisierter Tumorimpfstoffe ermögliche. Biontech verwendet die mRNA-Technik auch bei seinem Corona-Vakzin.
Im «HI-Tron» arbeiten DKFZ, die Unimedizin Mainz und die Johannes Gutenberg-Universität der Landeshauptstadt zusammen. Ziel sei die Entwicklung wirksamer Immuntherapien und die Identifizierung neuer Biomarker für die Behandlung von Tumorerkrankungen, um so die personalisierte Krebstherapie weiter voranzubringen, erklärte das DKFZ. Die Zusammenarbeit mit Sahin habe im Februar begonnen.
Anfang Dezember war bereits mitgeteilt worden, dass Sahins Frau Özlem Türeci am «HI-Tron» eine Professur übernimmt, die sich vor allem der Entwicklung personalisierter Krebstherapien widmet. Die Wissenschaftlerin gehört ebenfalls zu den Gründern von Biontech und ist medizinischer Vorstand des Unternehmens.
Das «HI-Tron» sitzt in einem Gebäude an der Mainzer Unimedizin, soll aber in einigen Jahren in einen eigenen Labor-Neubau ziehen. Zunächst hatte es eine Anschubfinanzierung vom Land Rheinland-Pfalz, der Unimedizin und der Uni erhalten. Seit vergangenem Jahr wird das Institut zu 90 Prozent vom Bund finanziert, der Rest kommt vom Land. Die Abkürzung steht für Helmholtz-Institut für Translationale Onkologie Mainz. Das DKFZ ist nach eigenen Angaben mit mehr als 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland.
München (dpa) *07:44 Uhr – Nach Gewinnsprung schüttet Wacker Chemie Rekorddividende aus
Wacker Chemie hebt nach einem Gewinnsprung im vergangenen Jahr die Dividende kräftig an. Mit acht Euro je Aktie sollen die Aktionäre eine viermal höhere Ausschüttung bekommen als im vergangenen Jahr, wie der MDax-Konzern am Dienstag in München mitteilte. Das ist laut dem Unternehmen ein Höchstwert. Der Konzernüberschuss vervielfachte sich daher auf 828 Millionen Euro.
Im vergangenen Jahr profitierte Wacker unter anderem vom Bauboom und der voranschreitenden Digitalisierung in vielen Teilen der Welt. Das hochreine Polysilizium des Konzerns wird für Computerchips, aber auch Solaranlagen gebraucht. Gleichzeitig verleiht der Bauboom dem Geschäft mit Polymeren Schwung. Diese chemischen Verbindungen dienen unter anderem als Basis für Klebstoffe, beigemengt werden sie aber auch Bodenbelägen, Farben oder Beton.
14.03.2022
Leuna (dpa) *15:23 Uhr – Erste Tarifrunde für Ostchemie ohne Ergebnis vertagt
Die ersten Tarifverhandlungen für die rund 45.000 Beschäftigten in der Ostchemie sind am Montag ohne Ergebnis vertagt worden. Gewerkschaft und Arbeitgeber wollen die Gespräche am 21. März auf Bundesebene fortführen, wie Vertreter beider Seiten in Leuna mitteilten. «Wir sind hier nicht wirklich vorangekommen», sagte der Verhandlungsführer der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) Nordost, Oliver Heinrich. Die Arbeitgeberseite habe kein konkretes Angebot vorgelegt.
Die Gewerkschaft wolle in der Tarifrunde 2022 für die Beschäftigten mehr Kaufkraft, mehr Wertschätzung und mehr Sicherheit im Job erreichen. Im Kern fordert die IG BCE ein Plus der Entgelte und Ausbildungsvergütungen oberhalb der Preissteigerungsrate. Die Arbeitgeberseite lehnt die Forderungen der Gewerkschaft als unverhältnismäßig ab.
Die Arbeitnehmer spürten laut Gewerkschaft die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs zuerst, indem sie höhere Spritkosten bezahlen müssen, um zur Arbeit zu kommen. «Das trifft sie besonders hart», sagte Heinrich. Zudem geht es der IG BCE um eine einheitliche Erhöhung von Zuschlägen für die Nachtschicht und Regelungen zum mobilen Arbeiten.
Die Arbeitgeberseite verwies auf Belastungen durch steigende Energie- und Rohstoffkosten. Durch die aktuellen Krise in Osteuropa sei die Branche zusätzlich belastet, sagte Thomas Naujoks, Verhandlungsführer des Arbeitgeberverbandes Nordostchemie. Es müsse eine maßvolle und verantwortungsvolle Tarifpolitik gemacht werden, sagte er. Der Krieg in der Ukraine verschärfe die Sorgen der Unternehmen um ein Vielfaches. Vor allem in Ostdeutschland gebe es große Abhängigkeiten vom russischen Gas und Öl. Im schlimmsten Fall drohten Drosselungen oder gar Stopps in der Produktion, erklärte die Arbeitgeberseite.
In Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen arbeiten die Beschäftigte in 162 Unternehmen der Ostchemie.
Leuna (dpa) *03:31 Uhr – Tarifverhandlungen für rund 45.000 Beschäftigte der Ostchemie
Für etwa 45.000 Beschäftigte der Chemiebetriebe im Osten beginnen am Montag (10.30 Uhr) in Leuna in Sachsen-Anhalt die Tarifverhandlungen. Die Arbeitnehmer fordern unter anderem «bei Entgelten und Ausbildungsvergütungen ein Plus oberhalb der Preissteigerungsrate», sagte der Verhandlungsführer der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Oliver Heinrich. Die Arbeitgeberseite - vertreten durch den Arbeitgeberverband Nordostchemie - bezeichnete die Forderungen «vor dem Hintergrund einer derzeit verzerrten Inflation sowie massiver Investitionen» als unverhältnismäßig.
12.03.2022
Berlin/Leuna (dpa) *05:31 Uhr – Ost-Chemie befürchtet neuen Kostenschock wegen Ukraine-Krise
Die chemisch-pharmazeutische Industrie in Ostdeutschland befürchtet angesichts der Lage in der Ukraine einen neuen Kostenschock für die Branche. Weiter steigende Preise oder gar ein Ausbleiben der Gas- und Öllieferungen aus Russland würden die Unternehmen in Ostdeutschland vor massive Probleme stellen und schlimmstenfalls zu Produktionsstopps führen, sagte Nora Schmidt-Kesseler, Hauptgeschäftsführerin des Verband der Chemischen Industrie, Landesverband Nordost, der dpa.
Die Branche braucht für die Produktionsprozesse viel Öl und Gas. Erdgas ist die Hauptenergiequelle und ein wichtiger Rohstoff der Chemie- und Pharmaindustrie. Insgesamt entfallen etwa 15 Prozent des gesamten Erdgasbedarfs auf die Chemieindustrie. Schon vor Ausbruch des Krieges war die Entwicklung des Gaspreises ein Riesenproblem, wie Schmidt-Kesseler sagte. Zudem stammt bislang den Angaben zufolge ein Drittel der Ölimporte in Deutschland aus russischen Quellen - in Ostdeutschland kommt es fast gänzlich über Pipelines aus Russland.
So werden in Brandenburg die Raffinerie in Schwedt und in Sachsen-Anhalt die Raffinerie in Leuna per Rohrleitungen mit russischem Erdöl beliefert. Es werde unter anderem für die Produktion von Benzin, Kunststoffen, Fasern oder für die Herstellung von Lacken für Fahrzeuge verwendet. Die Gasversorgung wird vor allem über die Nord Stream 1 Pipeline abgedeckt.
In der Corona-Krise habe die Branche trotz hoher Energie- und Rohstoffpreise ein Umsatzplus von rund 14 Prozent verbucht. «Aber Umsatz ist nicht gleich Gewinn», sagte die Verbandschefin. Die stark gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise hätten seit 2020 dazu geführt, dass die Unternehmen mehr Geld dafür ausgeben mussten. Die Kostensteigerungen müssten an die Kunden weitergegeben werden und führten somit auf den ersten Blick zu gestiegenen Umsätzen, aber schlagen sich nicht automatisch in Gewinnen nieder, wie sie sagte.
Zudem könnten die gestiegenen Kosten nicht immer weitergegeben werden. «Wir rechnen für 2021 mit einem Umsatz von rund 30 Milliarden Euro, nach 27 Milliarden Euro in 2020», sagte Schmidt-Kesseler. «Das geht ganz stark auf das Konto der Pharmaindustrie, vor allem den Sondereffekt durch die Produktion und Abfüllung von Impfstoffen», sagte sie. Die Pharmasparte habe in Ostdeutschland einen Anteil von 45 Prozent am Umsatz der gesamten Branche, das sei weitaus mehr als im Bundesdurchschnitt (25 Prozent).
11.03.2022
Köln (dpa) *08:01 Uhr – Lanxess erreicht trotz höherer Kosten Gewinnerwartungen
Der Chemiekonzern Lanxess hat zum Jahresende 2021 hin die hohen Kosten für Rohstoffe, Energie und Transport noch deutlicher zu spüren bekommen. Hinzu kamen höhere Sonderkosten. So blieben im Schlussquartal vom Umsatz noch 10,2 Prozent als bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) hängen, wie das Unternehmen am Freitag in Köln mitteilte. Zum Vergleich: In den ersten neun Monaten lag die Marge noch bei 14,6 Prozent.
Der Konzernumsatz stieg 2021 – auch dank der Übernahme des US-Spezialchemikalien-Herstellers Emerald Kalama Chemical – um fast ein Viertel auf 7,56 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis legte um gut 17 Prozent auf 1,01 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich blieb aus dem fortgeführten Geschäft mit 218 Millionen Euro deutlich weniger Überschuss übrig als im Vorjahr, da hatte Lanxess durch den Verkauf der Anteile am Chemiepark-Betreiber Currenta einen hohen außerordentlichen Ertrag erzielt.
Berlin (dpa) *01:01 Uhr – Internationale Allianz fordert Freigabe der Impfstoff-Patente
Mehr als 130 ehemalige Regierungschefs, Wissenschaftler und Gesundheitsexperten fordern in einem offenen Brief, die Freigabe von Covid-19-Impfstoffpatenten. «Während sich einige in den wohlhabenden Ländern angesichts dieser beispiellosen Krise selbstgefällig zurücklehnen, sind Milliarden Menschen im globalen Süden nach wie vor von dieser schrecklichen Krankheit bedroht und sehen sich mit schweren Krankheitsverläufen und Tod konfrontiert», warnten am Freitag Oxfam und andere in der People's Vaccine Alliance zusammengeschlossene Organisationen in einem offenen Brief, der der dpa vorab vorlag.
Der Brief richtete sich an die Staats- und Regierungschefs weltweit. Sie hätten es laut den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern in der Hand, die Impfstofftechnologie und das Wissen dem globalen Süden zur Verfügung zu stellen. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem der ehemalige ukrainische Präsident Wiktor Juschtschenko,der WHO-Botschafter für globale Gesundheitsfinanzierung und Großbritanniens Ex-Premier Gordon Brown sowie der britische Prinz Harry und seine Frau Meghan.
In dem Brief üben die Unterzeichner harte Kritik an der Impfstoffverteilung: «Jedes Leben, das wir heute durch die ungerechte Impfstoffverteilung verlieren, ist ein Leben zu viel.» Bei dem Appell handelt es sich um den zweiten dieser Art. Die Allianz, zu der nach eigenen Angaben mehr als 80 Organisationen gehören, hatte schon in der Vergangenheit einen «Impfstoff für alle» gefordert. «Wir appellieren an die führenden Politiker dieser Welt, die Strategie des kontraproduktiven Nationalismus und des Schutzes der Pharmamonopole zu beenden und endlich mit internationaler Solidarität zu handeln», hieß es nun.
10.03.2022
Ludwigshafen (dpa) *19:22 Uhr – Frostschutzmittel und Konservierungsstoff fließen in den Rhein
Bei BASF in Ludwigshafen ist am Donnerstag Kühlwasser mit Chemikalien in den Rhein gelaufen. Wie das Unternehmen mitteilte, war die Emission bis zum Abend gestoppt. Der Unfall geschah laut Konzern gegen 14 Uhr. Es handelt sich um ein Gemisch aus circa 800 Kilogramm Ethylenglykol und rund 30 Kilogramm Benzoesäure.
Die genaue Ursache für den Austritt werde noch ermittelt.
Beide Stoffe sind laut BASF in die Wassergefährdungsklasse 1 (schwach wassergefährdend) eingestuft. Bei dem Frostschutzmittel Ethylenglykol besteht Gesundheitsgefahr bei Verschlucken, es kann nach längerer oder wiederholter Exposition die Nieren schädigen. Das Konservierungsmittel Benzoesäure verursacht Hautreizungen, schwere Augenschäden und schädigt bei längerer oder wiederholter inhalierter Exposition die Lunge.
«Aufgrund der ausgetretenen Menge und der Verdünnung im Rhein ist nicht von einer Gefährdung von Wasserorganismen auszugehen», hieß es in der Mitteilung. Die zuständigen Behörden seien informiert. Das rheinland-pfälzische Umweltministerium habe vorsorglich eine Rheininformation an die Anlieger herausgegeben.
New York (dpa) *18:34 Uhr – Moderna startet größere Untersuchung zu Booster-Kombi-Impfstoff
Der US-Hersteller Moderna hat einen ersten größeren Studienteil zur Untersuchung eines kombinierten Booster-Impfstoffes gegen das Coronavirus begonnen. Dabei handele es sich um ein Produkt, das den auf die Omikron-Variante zugeschnittenen Corona-Impfstoff mit dem ursprünglichen Impfstoff kombiniere, wie der Hersteller am Donnerstag mitteilte. Man erwarte, dass bei dieser sogenannten zweiten Phase der klinischen Studie in den USA rund 375 Menschen teilnehmen werden.
Bereits im Januar hatte Moderne mit einer klinischen Studie des speziell auf die Omikron-Variante zugeschnittenen Impfstoffes begonnen, an der rund 600 Freiwillige teilnehmen sollten. Auch Biontech und Pfizer haben ihre erste klinische Studie zu einem speziell auf Omikron zugeschnittenen Impfstoff gestartet.
Dornach (dpa/lby) *15:52 Uhr – Tarifverhandlung in bayerischer Chemieindustrie vertagt
Die erste Runde der Tarifverhandlungen für rund 70.000 Beschäftigte der bayerischen Chemieindustrie ist ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Nach rund zweistündiger Debatte vertagten sich der Arbeitgeberverband VBCI und die Gewerkschaft IG BCE. Nun soll es am 21. März auf Bundesebene weitergehen.
Die Gewerkschaft war ohne die Forderung nach einer konkreten prozentualen Erhöhung in die Verhandlungen gegangen, verlangt aber unter anderem steigende Entgelte und Ausbildungsvergütungen, die angesichts der hohen Inflation die Kaufkraft der Beschäftigten steigern sollen. Die Arbeitgebervertreter lehnen die Forderungen dagegen als «viel zu teuer» ab.
Leverkusen (dpa) *08:01 Uhr – Bayer verkauft Geschäft mit Profi-Schädlingsbekämpfung
Der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer verkauft seinen Geschäftsbereich mit Produkten zur Schädlingsbekämpfung und Unkrautbeseitigung für einen Milliardenbetrag an den Finanzinvestor Cinven. Der Verkaufspreis beträgt 2,6 Milliarden Dollar (2,4 Mrd Euro), wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Leverkusen mitteilte. Der Bereich hatte schon länger im Schaufenster gestanden. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg hatte Bayer Insidern zufolge für das Geschäft mit Produkten zur Schädlingsbekämpfung und Unkrautbeseitigung in nicht-landwirtschaftlichen Bereichen einen Preis von zwei Milliarden Euro angepeilt.
«Durch diese Veräußerung können wir uns auf unser landwirtschaftliches Kerngeschäft und die erfolgreiche Umsetzung unserer Wachstumsstrategie in der Division Crop Science konzentrieren», sagte Rodrigo Santos, Chef der Agrarsparte, laut Mitteilung. Der Geschäftsbereich beschäftigte im vergangenen Jahr 2021 rund 800 Mitarbeiter.
09.03.2022
Karlsruhe (ots) *14:47 Uhr – Tarifrunde #Chemie22: Verhandlungen in Baden-Württemberg ergebnislos vertagt
Die Tarifverhandlungen für die mehr als zweihundert tarifgebundenen Chemie- und Pharmaunternehmen in Baden-Württemberg sind am Mittwoch ohne Ergebnis vertagt worden. Beim Auftakt der regionalen Verhandlungen von Arbeitgeberverband Chemie (agvChemie) und der Chemie-Gewerkschaft betonte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Andreas Schmitz: "Wir können jetzt keine weiteren Belastungen gebrauchen, sonst ist der Standort ernsthaft gefährdet". Die zentrale Forderung nach einer Entgelterhöhung über der Inflationsrate wiesen die Arbeitgeber zurück.
Die Verhandlungen werden ab dem 21. März 2022 in Hannover auf Bundesebene weitergeführt.
Grenzach-Wyhlen/Penzberg (dpa) *11:54 Uhr – Roche Deutschland verdankt Pandemie erfolgreiches Geschäftsjahr
Der Schweizer Pharmariese Roche hat seinen Umsatz in Deutschland im vergangenen Jahr nicht zuletzt wegen der Pandemie deutlich gesteigert. Im Jahresvergleich legte er nach Angaben vom Mittwoch um fast 22 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro zu. In der Diagnostik-Sparte war das Wachstum demnach mit gut 58 Prozent auf 1,66 Milliarden Euro am größten.
Hierunter fallen 13 verschiedene Tests zum Nachweis von Sars-CoV-2. 1,2 Milliarden Stück seien seit Beginn der Pandemie in die ganze Welt verschickt worden. Monatlich würden inzwischen Tests im dreistelligen Millionenbereich produziert, sagte der Geschäftsführer der Roche Diagnostics Deutschland, Christian Paetzke, im südbadischen Grenzach-Wyhlen. Hier sei enorm ausgebaut worden. Weltweit gebe es noch immer eine große Nachfrage. Auch nach einer möglichen Delle im Sommer rechne er zum Herbst wieder mit steigendem Bedarf.
Roche investierte im vergangenen Jahr knapp 600 Millionen Euro in die Standorte Mannheim, Grenzach-Wyhlen und im oberbayerischen Penzberg. Was unterm Strich vom Umsatz blieb, nennt Roche für Deutschland nicht separat. An allen deutschen Roche-Standorten arbeiteten zusammen zuletzt rund 17.500 Menschen, 300 mehr als 2020.
08.03.2022
London (dpa) *12:49 Uhr – Shell will kein russisches Erdöl und Gas mehr kaufen
Der Ölkonzern Shell will künftig kein Erdöl und Gas mehr aus Russland kaufen. Man wolle mit sofortiger Wirkung aufhören, russisches Erdöl auf dem Spotmarkt, also kurzfristig, zu kaufen und bestehende Verträge nicht erneuern, teilte der Konzern mit Sitz in London am Dienstag mit. Außerdem sollen alle Tankstellen in Russland geschlossen und andere Geschäftsaktivitäten dort aufgegeben werden, auch dieser Prozess soll direkt eingeleitet werden.
Außerdem will Shell in Abstimmung mit involvierten Regierungen «so schnell wie möglich» russisches Erdöl aus den eigenen Lieferketten entfernen, allerdings wird dies nach Angaben des Unternehmens mehrere Wochen dauern und zu Engpässen in einigen Raffinerien führen. Auch das Geschäft mit russischem Pipeline-Gas sowie Flüssiggas soll Stück für Stück zurückgefahren werden. Dabei sei man jedoch auf die Zusammenarbeit mit Regierungen und Energieversorgern angewiesen, betonte Shell.
«Diese gesellschaftlichen Herausforderungen zeigen das Dilemma, Druck auf die russische Regierung wegen ihrer Gräueltaten in der Ukraine auszuüben und gleichzeitig eine stabile, sichere Energieversorgung in Europa zu gewährleisten», sagte Shell-Chef Ben van Beurden einer Mitteilung zufolge. Darin entschuldigte sich der Konzern auch dafür, noch in der vergangenen Woche nach Ausbruch des Krieges eine Fracht Erdöl aus Russland gekauft zu haben. Man wolle die Gewinne daraus humanitären Zwecken zugutekommen lassen, hieß es.
07.03.2022
Köln (dpa) *19:35 Uhr – Bezirksregierung Köln verfolgt Mängel bei Currenta
Die Bezirksregierung Köln verfolgt Mängel bei der Gefahrenabwehr des Chemieparkbetreibers Currenta in Leverkusen. Bei einer von fünf unangekündigten Inspektionen seien Mängel bei der Besetzung der Sicherheitszentralen festgestellt worden, teilte die Bezirksregierung am Montag mit. Die Inspektion am 14. Januar sei aufgrund einer anonymen Anzeige erfolgt.
Die Überprüfung ergab zudem Ausfälle des Einsatzleitsystems auch während der Bearbeitung der Explosion im vergangenen Juli. Durch die Explosion in einer Sondermüll-Verbrennungsanlage waren sieben Menschen ums Leben gekommen. 31 erlitten zum Teil schwere Verletzungen.
Die Gefahrenabwehr sei grundsätzlich so organisiert, dass bei dem Ausfall eines Einsatzleitsystems immer auch noch ein Back-up zur Verfügung stehen müsse, teilte die Bezirksregierung mit. Das sei auch hier der Fall gewesen. Einzelheiten würden zurzeit durch die Bezirksregierung überprüft.
Der WDR hatte im Februar über Sicherheitsmängel an den Currenta-Standorten in Leverkusen, Krefeld und Dormagen berichtet. Demnach sollen am Tag der Explosion Alarmdurchsagen nicht zuverlässig funktioniert haben. Ein Currenta-Sprecher sagte am Montag: «Die Alarmierung und der Einsatz der Werkfeuerwehr am 27. Juli 2021 verliefen schnell, hochprofessionell und erfolgreich.» Es sei zu keinerlei Verzögerungen bei der Alarmierung der Einsatzkräfte gekommen.
Hannover/Hamburg (dpa) *17:30 Uhr – Chemie-Tarifrunde startet auch im Norden
Die erste große Tarifrunde dieses Jahres beginnt nun auch in Norddeutschland: Für rund 300 Chemie-Unternehmen in Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein starten am Dienstag (11.00 Uhr) in Hannover die Gespräche. Im Bezirk Hessen zum Beispiel laufen sie schon, ab dem 21. März geht es dann ebenfalls in Hannover in die bundesweiten Verhandlungen. Die Gewerkschaft IG BCE fordert für die knapp 66 000 Tarifbeschäftigten in der norddeutschen Chemie- und Pharmaindustrie eine Steigerung der Entgelte oberhalb der Inflationsrate - die Kaufkraft müsse angesichts der hohen Inflation gestärkt werden, Verluste beim Reallohn seien nicht hinnehmbar. Der Arbeitgeberverband Chemie-Nord lehnt dies ab. Er verwies vor allem auf die hohen Investitions- und Rohstoffkosten in vielen Betrieben.
Cottbus (dpa/bb) *04:01 Uhr – Lausitzer Wissenschaftspark wird in Cottbus eröffnet
Die Lausitz soll sich in den kommenden Jahren zu einer Wissenschafts- und Technologieregion mit internationalem Ruf entwickeln. Dazu wird an diesem Montag in Cottbus der Lausitz Science Park eröffnet. Federführend für den Wissenschaftspark ist die Brandenburgische-Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU).
Ein Zusammenschluss aus den beiden Städten, Wissenschaftseinrichtungen wie der Fraunhofer-Gesellschaft, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und der Leibniz-Gemeinschaft sowie Unternehmen will bei einem Festakt an der BTU eine Absichtserklärung unterzeichnen. Sie soll den Aufbau und Unterstützung des neuen Technologieparks besiegeln. Die Erklärung wird Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) überreicht. Zu den Unterzeichnern gehören etwa die Deutsche Bahn, der Chemiekonzern BASF am Standort Schwarzheide und das Energieunternehmen Leag.
Schwerpunktthemen im Lausitz Science Park sind unter anderem die Energiewende und Dekarbonisierung, Transformationsprozesse, Künstliche Intelligenz und Sensorik. Der Wissenschaftspark soll künftig Bindeglied und Bezugspunkt für Forschung, Entwicklung, Gründung und Innovation in der Lausitz sein. Spitzenforschung, angewandte Forschung und Ausgründungen werden unter einem Dach vereint. Der Lausitz Science Park orientiert sich nach Angaben der Universität am Wissenschaftspark Adlershof in Berlin.
05.03.2022
Ludwigshafen am Rhein (dpa/lrs) *10:59 Uhr – 600 Kilogramm Säure in den Rhein geflossen
Beim Beladen eines Tankschiffes in einem Hafen des Chemiekonzerns BASF in Ludwigshafen sind am Freitagabend mindestens 600 Kilogramm Propionsäure in den Rhein geflossen. Die Beladung wurde daraufhin unterbrochen, wie eine Sprecherin des Unternehmens am Samstag mitteilte. Die Ursache des Austritts sei noch nicht bekannt und werde nun von der Wasserschutzpolizei untersucht, teilte ein Polizeisprecher mit.
Die ausgetretene Propionsäure wird zur Herstellung von Kunststoffen und Arzneimitteln eingesetzt und ist entzündbar. Sie kann die Atemwege reizen sowie Verätzungen der Haut und Augenschäden verursachen, hieß es. BASF habe deshalb die zuständigen Behörden informiert. Über das rheinland-pfälzische Umweltministerium wurden auch die Rheinanlieger informiert. Propionsäure sei leicht biologisch abbaubar, sagte die Unternehmenssprecherin. Aufgrund der Verdünnung sei von keiner Gefährdung von Wasserlebewesen auszugehen.
03.03.2022
Mainz (dpa/lrs) *14:53 Uhr – Keine Annäherung bei Tarifverhandlungen für Chemie- und Pharmabranche
Die Tarifverhandlungen für die rund 69.000 Beschäftigten der Chemie- und Pharmaindustrie in Rheinland-Pfalz und dem Saarland sind ergebnislos vertagt werden. Beim Auftakt am Donnerstag in Mainz gab es nach Angaben von Arbeitgebern und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) keine Annäherung. Die Verhandlungen sollen am 21. März in Hannover auf Bundesebene fortgesetzt werden.
Die Gewerkschaft fordert unter anderem eine Lohnerhöhung oberhalb der Inflationsrate, die zuletzt bei 5,1 Prozent lag. Beide Seiten seien sich nicht einig gewesen, welche Rolle die gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten bei den Verhandlungen spielen sollten, sagte IG-BCE-Verhandlungsführer Roland Strasser. «Die Unternehmen können einen Großteil der Kosten an die Verbraucher weitergeben. Die Beschäftigten erwarten, dass ihre Reallöhne nicht weiter sinken.» Wichtig sei auch, dass die Arbeitgeber in Ausbildung, Fachkräfte und Qualifizierung investierten. Nach wie vor gebe es zu wenig Ausbildungsplätze. Er rechne mit zähen Verhandlungen, weil die Positionen weit auseinander lägen, sagte Strasser.
Die Branche ist nach Angaben von Hendrik Müller, dem Verhandlungsführer der Arbeitgeber, sehr unterschiedlich aus der Corona-Krise gekommen. Dies müsse bei den Tarifverhandlungen ebenso berücksichtigt werden wie die Zukunftsinvestitionen beispielsweise in Klimaschutz und Digitalisierung. Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und der Sanktionen seien noch gar nicht abschätzbar und daher erst einmal ausgeklammert worden. Er erwarte von den Gewerkschaften, die Forderungen nach mehr Lohn mit einer konkreten Zahl zu benennen, sagte Müller.
Die chemische Industrie erwirtschaftet nach Angaben des Arbeitgeberverbandes rund ein Drittel des Umsatzes im verarbeitenden Gewerbe und ist damit der mit Abstand umsatzstärkste Wirtschaftszweig in Rheinland-Pfalz. Die Hauptstandorte liegen entlang des Rheins zwischen Ludwigshafen und Lahnstein sowie in Bad Kreuznach und Pirmasens. Zu den Verbandsmitgliedern zählen auch Pharmaunternehmen, Gummi- und Kunststoffverarbeiter, Farben- und Lackhersteller sowie Reinigungsmittelhersteller.
Espoo (dpa) *14:31 Uhr – Uniper-Mutter Fortum: Keine Neuprojekte in Russland
Auch der finnische Energiekonzern Fortum reagiert auf auf den Ukraine-Krieg. «Business as usual» sei keine Option, teilte der Mutterkonzern des deutschen MDax-Konzerns Uniper am Donnerstag bei der Vorlage der Bilanz mit. Alle neuen Investitionsprojekte in Russland seien gestoppt worden. Die Gaslieferungen liefen normal weiter.
Im vergangenen Jahr profitierte Fortum vor allem von gestiegenen Energiepreisen. Das Ergebnis im operativen Geschäft kletterte auf vergleichbarer Basis um 89 Prozent auf über 2,5 Milliarden Euro. Davon entfielen rund 500 Millionen auf Russland.
Ein erheblicher Teil davon kommt von der Uniper-Tochter Unipro, an der der Düsseldorfer Konzern zu 84 Prozent beteiligt ist. Außerdem stehen bei Uniper knapp eine Milliarde Euro an der auf Eis gelegten Gaspipeline Nord Stream 2 im Feuer. Fortum halte sich an alle Gesetze und Vorschriften, einschließlich Sanktionen, und bereite sich auf verschiedene Szenarien vor, teilte das Unternehmen mit.
Leverkusen (dpa) *12:30 Uhr – Bayer plant Milliardeninvestitionen in Deutschland
Der Pharma- und Pflanzenschutzkonzern Bayer plant in den kommenden Jahren Milliardeninvestitionen in Deutschland. So sollen an den Pharma-Produktionsstandorten in Bergkamen, Berlin, Leverkusen, Weimar und Wuppertal mehr als 1,4 Milliarden Euro in Technologien, neue Produktionsanlagen und Digitalisierung fließen, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Die Investitionszusagen sind Bestandteil einer von Vorstand und Arbeitnehmervertretung geschlossenen Gesamtbetriebsvereinbarung.
Die Pflanzenschutzsparte Crop Sciene plant demnach bis 2026 an ihren Standorten in Dormagen, Frankfurt und Knapsack bei Köln überdies Investitionen von rund 385 Millionen Euro. Fast 300 Millionen Euro sollen gleichzeitig in Sachinvestitionen an den Standorten Frankfurt und Monheim fließen.
Das Zukunftskonzept sieht vor, dass in der Pharmasparte der Großteil der Belegschaft in der Forschung und Entwicklung weiter in Deutschland beheimatet sein soll. Ein signifikanter Teil der bis 2025 geplanten Neueinstellungen soll hier erfolgen. Im Mittelpunkt stünden Wachstumsfelder wie Biotechnologie und Data Science. Im Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln soll Deutschland zum europäischen Drehkreuz im Bereich E-Commerce werden.
Essen (dpa) *12:27 Uhr – Evonik will Russlandgeschäft fortführen
Der Spezialchemiekonzern Evonik will in Russland weiter Futtermittelzusätze für die Nahrungsmittelindustrie verkaufen. «Das sind Geschäfte, die die Bevölkerung in Russland erreichen. Und die Bevölkerung ist nicht unser Feind. Unser Feind ist das russische Regime», sagte Vorstandchef Christian Kullmann am Donnerstag bei der Vorlage der Jahreszahlen. Im vergangenen Jahr habe Evonik in Russland knapp 200 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet - bei einem Konzernumsatz von 15 Milliarden Euro.
Kullmann betonte, dass Russland bislang die vertraglich zugesagten Mengen an Gas, Kohle und Öl liefere. «Genauso sollten wir uns jetzt hier bei diesen Futtermitteladditiven von unserer Seite aus verhalten, um eine Situation zu schaffen, die den Menschen nicht weiter zusetzt.» Kullmann, der auch Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) ist, betonte den Vorrang der Politik. Die Sanktionen würden von der deutschen Industrie geschlossen unterstützt. Er äußerte sich über den von Russland begonnenen Krieg gegen die Ukraine bestürzt.
Essen (dpa) *07:37 Uhr – Evonik will operatives Ergebnis weiter steigern – Höhere Dividende
Der Spezialchemiekonzern Evonik traut sich trotz der gestiegenen Rohstoffkosten ein weiteres Gewinnwachstum zu. Bei einem Umsatz von 15,5 Milliarden bis 16,5 Milliarden Euro dürfte das operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) auf 2,5 Milliarden bis 2,6 Milliarden Euro steigen, teilte der MDax-Konzern am Donnerstag mit. Damit wird das Wachstum aber nachlassen, nachdem der Konzern sich 2021 dank der Nachfrage etwa aus Bau-, Pharma- und Autoindustrie kräftig vom Corona-Knick erholte.
2021 stieg der Umsatz auf knapp 15 Milliarden Euro und das operative Ergebnis auf 2,38 Milliarden Euro. Das ist jeweils ein Plus von rund einem Viertel. Unter dem Strich blieben mit 767 Millionen Euro 60 Prozent mehr hängen als im Jahr zuvor. Teils deutlich höhere Rohstoff-, Energie- und Logistikkosten hätten kompensiert werden können, betonte das Unternehmen.
Darmstadt (dpa) *07:29 Uhr – Gute Geschäfte mit Impfstoffherstellern: Merck mit Gewinnsprung
Der deutsche Pharma- und Technologiekonzern Merck hat ein zweites starkes Corona-Jahr hinter sich. Dank guter Geschäfte der Laborsparte mit Impfstoffentwicklern und -herstellern wuchs das Dax-Unternehmen 2021 so stark wie nie. Auch die Pharmasparte und das Elektronikgeschäft mit Halbleitermaterialien trugen zu den Zuwächsen bei, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Der Umsatz kletterte um gut zwölf Prozent auf knapp 19,7 Milliarden Euro.
Ergebnisseitig konnte Merck noch stärker als beim Umsatz zulegen, daher verbesserte sich auch die Profitabilität. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) kletterte um gut 17 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro. Experten hatten dies erwartet. Nach Steuern kamen 3,07 Milliarden Euro Gewinn heraus - ein Zuwachs von mehr als die Hälfte. Für dieses Jahr peilt das Management ein starkes organisches Wachstum bei Umsatz und bereinigtem Ergebnis an.
02.03.2022
Berlin (dpa) *17:22 Uhr – Wintershall Dea: Keine weiteren Gas- und Ölprojekte in Russland
Wintershall Dea verfolgt angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine keine zusätzlichen Projekte zur Förderung von Gas und Öl mehr. Zudem habe der Vorstand entschieden, die Finanzierung von Nord Stream 2 in Höhe von rund einer Milliarde Euro abzuschreiben, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Zahlungen nach Russland würden «grundsätzlich mit sofortiger Wirkung» eingestellt.
Bereits zuvor hatte Firmenchef Mario Mehren betont, dass durch den russischen Krieg gegen die Ukraine «das Fundament der Zusammenarbeit in den Grundfesten auf das Schwerste erschüttert worden sei». In den bestehenden Erdgas-Förderprojekten Juschno-Russkoje und Achimov in Sibirien bleibe das Unternehmen aber vertreten, hieß es in der Mitteilung. Die Förderprojekte versorgen demnach Europa mit Energie.
Der Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea ist an der Finanzierung der umstrittenen Pipeline Nord Stream 2 beteiligt, für deren Betrieb die Bundesregierung das Genehmigungsverfahren ausgesetzt hat. Der Betreiber der Pipeline mit Sitz im Schweizer Kanton Zug soll nach Angaben einer Behördenvertreterin vor dem Aus stehen.
Düsseldorf (dpa) *16:58 Uhr – Uniper hält an Russland-Geschäft fest und verurteilt Einmarsch
Deutschlands größter Importeur von russischem Erdgas Uniper hält an seinem Russland-Geschäft fest. Ein Sprecher des Energiekonzerns sagte der Düsseldorfer «Rheinischen Post»: «Uniper verurteilt aufs Schärfste den Einmarsch Russlands in die Ukraine, der eine Verletzung des Völkerrechts und der Prinzipien der UN-Charta darstellt. Krieg sollte niemals eine Lösung für ein Problem sein.»
Gleichzeitig müsse man als Energieunternehmen weiterhin seiner Verantwortung gegenüber den Kunden gerecht werden, «indem wir dazu beitragen, die Versorgung mit Gas und Strom in Deutschland und Europa zu sichern». Auch habe man eine Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern. «Daher werden wir unser Geschäft in Russland weiter verantwortungsvoll betreiben. Bestehende Verträge zur Strom- und Gasversorgung in Russland und Europa, für die russische Gasimporte eine wesentliche Rolle spielen, werden wir einhalten.»
Knapp 5000 der insgesamt rund 11.500 Uniper-Beschäftigten arbeiten bei der russischen Tochtergesellschaft Unipro, an der Uniper zu rund 84 Prozent beteiligt ist. Uniper selbst gehört mehrheitlich zum finnischen Fortum-Konzern.
Wiesbaden (dpa) *15:45 Uhr – Chemie-Arbeitgeber warnen vor Folgen des Ukraine-Kriegs
Im Vorlauf der bundesweiten Tarifverhandlungen haben die Chemie-Arbeitgeber vor den wirtschaftlichen Folgen der russischen Invasion in die Ukraine gewarnt. Sie werden «sicherlich schwerwiegend» sein, erklärte der Verhandlungsführer Mathias Bürk am Mittwoch in Wiesbaden nach der bundesweit ersten regionalen Verhandlungsrunde in Hessen. Schon vor Kriegsbeginn hätten 90 Prozent der Unternehmen über steigende Rohstoffkosten geklagt und 86 Prozent von Lieferengpässen berichtet. Man müsse die Lage weiter beobachten und im Laufe der Verhandlungen bewerten, sagte der Merck-Manager.
Die Gewerkschaft IG BCE fordert für die bundesweit rund 580.000 Beschäftigten der Chemie- und Pharmaindustrie Lohnsteigerungen oberhalb der Inflationsrate. Die Kaufkraft der Beschäftigten solle gestärkt werden, wiederholte die hessische Verhandlungsführerin Sabine Süpke. Der gegenwärtige wirtschaftliche Erfolg der Unternehmen habe vor allem etwas mit der Qualifikation der Beschäftigten zu tun. Die weiteren Herausforderungen könnten ohne qualifizierte und gut bezahlte Belegschaften nicht bewältigt werden.
Bürk lehnte die «derzeit stark verzerrte Inflation» als Lohnmaßstab ab. Er erklärte: «Die chemisch-pharmazeutische Industrie hat in der Vergangenheit durch ihre Tarifverträge die Teuerungsraten in Summe stetig übertroffen. Seit 2010 sind die Verbraucherpreise um 20 Prozent gestiegen, die Tarifentgelte aber um 30 Prozent. So können wir jetzt nicht mehr weitermachen.»
Die Runde in Wiesbaden war der Auftakt zu regionalen Verhandlungen, bevor am 21. März in Hannover erstmals auf Bundesebene gesprochen wird. Die bestehenden Tarifverträge laufen Ende März aus. In der vergangenen Runde hatte sich die Gewerkschaft mit dem Bundesarbeitgeberverband BAVC auf eine sehr lange Laufzeit bei moderaten Lohn- und Gehaltszuwächsen geeinigt, aber zugleich eine arbeitgeberfinanzierte Pflegezusatzversicherung durchgesetzt. Für den kommenden Vertrag peilt die IG BCE eine Dauer von zwölf Monaten an.
Irving (dpa) *02:11 Uhr – US-Ölriese Exxon kündigt Rückzug aus Russland an
Exxon Mobil will sein Öl- und Gasfördergeschäft in Russland wegen der russischen Invasion in die Ukraine aufgeben. «Wir verurteilen Russlands militärische Aktionen», erklärte der größte US-Ölmulti in einer Mitteilung vom Dienstagabend (Ortszeit). Das Unternehmen unterstütze die Menschen in der Ukraine und spreche sich für eine starke internationale Reaktion gegenüber Russland aus.
Der Ausstieg aus dem gemeinsam mit dem russischen Rosneft-Konzern sowie indischen und japanischen Partnerfirmen betriebenen Öl- und Gasförderprojekt Sakhalin-1 in Russland werde sorgsam und in enger Abstimmung mit den anderen Unternehmen durchgeführt, kündigte Exxon an. Auch Investitionen in neue Projekte in Russland lehne der US-Konzern angesichts der aktuellen Situation bis auf Weiteres ab.
01.03.2022
Wien (dpa) *22:42 Uhr – OMV gibt Gazprom-Förderprojekt auf und überdenkt Nord Stream 2
Der österreichische Energiekonzern OMV hat eine mögliche Beteiligung an einem riesigen Gasfeld der staatlichen russischen Gazprom aufgegeben. Außerdem überprüft die OMV ihre weitere Teilnahme an der Gazprom-Pipeline Nord Stream 2, wie das Unternehmen am Dienstag in Wien bekanntgab.
In den vergangenen Tagen hatten andere europäische Energiekonzerne ähnliche Schritte als Reaktion auf die russische Invasion in die Ukraine angekündigt: Die niederländisch-britische Shell will ihre Zusammenarbeit mit dem Gasmonopolisten Gazprom beenden. Die britische BP hat sich von ihren Anteilen am russischen Ölunternehmen Rosneft getrennt.
Die teilstaatliche OMV hatte jahrelang mit Gazprom über Anteile an Förderblöcken in Westsibirien verhandelt. Laut einer Mitteilung von 2019 war damals ein Kaufpreis von 905 Millionen Euro vorgesehen.
Die OMV ist auch ein Investor bei Nord Stream 2, gemeinsam mit Engie, Shell, Uniper und Wintershall DEA. Die fertiggestellte Ostsee-Pipeline steht im Eigentum der Gazprom und sollte russisches Gas nach Deutschland bringen. Die deutsche Bundesregierung hat das Genehmigungsverfahren für Nord Stream 2 angesichts der russischen Invasion auf Eis gelegt. Die USA verhängten Sanktionen gegen die Nord Stream 2 AG im Schweizer Kanton Zug, die nun laut einer Schweizer Behördenvertreterin vor dem wirtschaftlichen Aus steht.
Paris (dpa) *13:15 Uhr – Total will kein Kapital mehr in neue Projekte in Russland stecken
Der französische Energiekonzern Total will angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine keine Gelder in neue Projekte in Russland investieren. Dies teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Man sei zudem engagiert, die ukrainischen Behörden mit Sprit zu versorgen. Die europäischen Sanktionen werde man umsetzen.
Bezüglich seiner Beteiligung am russischen Gasförderer Novatek äußerte Total sich in der Mitteilung nicht.
Leverkusen (dpa) *11:05 Uhr – Covestro will Gewinn nach starkem Jahr hoch halten
Der Kunststoff-Konzern Covestro blickt nach einem außergewöhnlich starken Jahr 2021 zuversichtlich in die Zukunft. Jedoch dürften die gestiegenen Energiekosten das Ergebnis belasten. Im vergangenen Jahr profitierte der Konzern von einer hohen Nachfrage. Nach dem Gewinnsprung 2021 sollen Aktionäre eine Rekorddividende erhalten.
Covestro will 3,40 Euro je Anteilsschein ausschütten nach 1,30 Euro im Vorjahr. Zudem will der Dax-Konzern binnen zwei Jahren eigene Aktien für rund 500 Millionen Euro zurückkaufen.
Der Umsatz stieg 2021 im Jahresvergleich um rund die Hälfte auf 15,9 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (Ebitda) vervielfachte sich auf knapp 3,1 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente Covestro mit 1,6 Milliarden Euro ein Vielfaches des Vorjahreswertes.
Für das neue Jahr kalkuliert Covestro-Chef Markus Steilemann mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 2,5 bis 3,0 Milliarden Euro. Davon sollen im ersten Quartal 750 bis 850 Millionen Euro erzielt werden.
Dass erst einmal kein weiteres Jahreswachstum des operativen Gewinns avisiert wird, liegt insbesondere an den weiter steigenden Energiekosten. Diese stiegen für Covestro 2021 um zwei Drittel und dürften im laufenden Jahr um weitere 50 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro zulegen.
Genf (dpa) *10:20 Uhr – Schweizer Minister: Nord Stream 2 entlässt alle Angestellten
Der Betreiber der russischen Pipeline Nord Stream 2 mit Sitz im steuergünstigen Schweizer Kanton Zug hat nach Angaben von Wirtschaftsminister Guy Parmelin allen Angestellten gekündigt. 140 Menschen seien betroffen, sagte Parmelin am Montagabend im Westschweizer Fernsehen. Das Unternehmen habe für diesen Dienstag um ein Treffen mit Vertretern der Kantonsbehörden gebeten, berichtete der Sender. Das Unternehmen reagierte am Dienstag zunächst nicht auf eine Anfrage.
Die USA hatten vergangene Woche Sanktionen gegen die Nord Stream 2 AG verhängt und damit weitere Geschäfte mit dem Unternehmen untersagt.
Nord Stream 2 ist eine Tochtergesellschaft des russischen Gaskonzerns Gazprom und hat ihren Hauptsitz in Zug gut 30 Kilometer südlich von Zürich. Die durch die Ostsee verlegte und fertig gestellte Pipeline sollte russisches Gas nach Deutschland bringen. Die Bundesregierung hat das Genehmigungsverfahren für Nord Stream 2 angesichts der russischen Eskalation in der Ukraine vergangene Woche auf Eis gelegt.
Leverkusen (dpa) *08:38 Uhr – Nach heftigem Verlust 2020: Bayer macht wieder einen Jahresgewinn
Nach tiefroten Zahlen ist der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. Im vergangenen Jahr sei ein Konzernergebnis von einer Milliarde Euro erzielt worden, teilte das Unternehmen am Dienstag in Leverkusen mit.
2020 hatte Bayer noch ein Minus von 10,5 Milliarden Euro und damit den höchsten Verlust seiner Unternehmensgeschichte hinnehmen müssen. Das hatte vor allem an Rückstellungen für US-Klagen wegen angeblicher Glyphosat-Krebsrisiken und an hohen Abschreibungen auf das Agrargeschäft gelegen.
Nun sehen die Jahreszahlen deutlich besser aus, wenngleich der Gewinn noch unter dem Wert von 2019 liegt: Damals waren es 4,1 Milliarden Euro als Konzernergebnis gewesen. Der Umsatz des Konzerns mit seinen rund 100.000 Beschäftigten stieg im Jahr 2021 um 6,5 Prozent auf 44,1 Milliarden Euro. Auch dieser Wert zeigt, dass es aufwärts geht bei den Leverkusenern: Vor einem Jahr hatte das Unternehmen bei den Erlösen noch ein Minus von 4,9 Prozent vermelden müssen.
Inzwischen hat sich der Wind gedreht, die Nachfrage nach Saatgut und Pflanzenschutzmitteln zog an. Auch mit verschreibungspflichtigen Medikamenten und frei verkäuflichen Präparaten wurde mehr Geschäft gemacht.
Tokio (dpa) *08:16 Uhr – Explosion in japanischer Fabrik – mindestens ein Verletzter
In Japan ist bei einer Explosion in einer Chemiefabrik mindestens ein Mensch verletzt worden. Wie der japanische Fernsehsender NHK am Dienstag berichtete, ereignete sich der Vorfall in einer Fabrik für Explosivstoffe für die Bauindustrie in der südjapanischen Provinz Miyazaki. Anwohner berichteten von einer enorm lauten Detonation, durch die Fensterscheiben mehrerer Häuser in der Umgebung zerbarsten, wie der Sender meldete. Dabei brach Feuer aus, eine Person wurde der Feuerwehr zufolge verletzt. Das Schicksal einer weiteren Person war zunächst unklar. Die Fabrik gehört einer Tochterfirma des japanischen Chemiekonzerns Asahi Kasei.
Holzminden (dpa) *07:43 Uhr – Symrise bekommt hohe Energie- und Rohstoffkosten zu spüren
Der Hersteller von Duftstoffen, Aromen und anderen Lebensmittelzusätzen Symrise hat im vergangenen Jahr von guten Geschäften rund um Heimtiernahrung sowie der Wiederbelebung des Reiseverkehrs profitiert. Hinzu kommt der zunehmende Außerhaus-Verzehr, was die Nachfrage nach Zusätzen für Getränke antrieb. Dem standen hohe Kosten für Energie und Rohstoffe gegenüber.
Der Umsatz stieg 2021 im Jahresvergleich um 8,7 Prozent auf 3,83 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Dienstag in Holzminden mittelte. Der operative Gewinn (Ebitda) legte um 9,6 Prozent auf 814 Millionen Euro zu. Den Überschuss steigerte Symrise um 68 Millionen auf 375 Millionen Euro. Die Dividende soll von 0,97 auf 1,02 Euro je Aktie steigen.
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