Bilanz-Pressekonferenz BASF BASF wird gemeinsam mit der Chemieindustrie schrumpfen
Der weltweite Konjunktureinbruch im vierten Quartal 2008 belastet das Jahresergebnis der BASF. Das umsatzstärktste deutsche Chemieunternehmen will die laufenden Programme zur Restrukturierung und Effizienzsteigerung nun schneller als geplant umsetzen. Folge: Schließungen von wenig profitablen Anlagen und ein Personalabbau von 1500 Stellen.
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Ludwigshafen – Trotz der globalen Wirtschaftskrise kann BASF für das Gesamtjahr 2008 noch solide Zahlen vorlegen. Der Umsatz übertraf den Vorjahreswert um acht Prozent und stieg auf 62,3 Milliarden Euro. Wesentlich dafür waren Preissteigerungen in allen Bereichen. Allerdings konnten die volatilen und im Jahresdurchschnitt über dem Vorjahr liegenden Rohstoffpreise nicht in vollem Umfang an die Absatzmärkte weitergegeben werden. Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) vor Sondereinflüssen war bis ins vierte Quartal auf Rekordkurs, lag zum Jahresschluss aber mit knapp 6,9 Milliarden Euro zehn Prozent unter dem Spitzenwert des Jahres 2007. „In Summe eine wirklich gute Performance“, bewertete Vorstandsvorsitzender Dr. Jürgen Hambrecht das Ergebnis auf der Bilanzpressekonferenz.
Doch das Marktumfeld bleibt hart, nach dem Einbruch des weltweiten Geschäfts im vierten Quartal 2008 hat sich die Nachfrage nach chemischen Produkten seit Beginn des Jahres 2009 nicht belebt. „2009 wird ein Jahr voller Herausforderungen werden, wie wir sie noch nicht erlebt haben“, so Hambrecht, der angesichts der schrumpfenden Chemieindustrie Entschlossenheit demonstriert.
Der BASF-Chef erwartet als einen annäherungsweisen Versuch einer Prognose einen markanter Rückgang des weltweiten Wirtschaftswachstums um minus 0,3 Prozent, vor allem durch den Rückgang in den Industrieländern sowie den Rückgang der weltweiten Chemieproduktion um minus zwei Prozent, den Pharmamarkt ausgeschlossen. Die derzeit erwarteten Wachstumsraten in China, Indien werden wohl nicht ausreichen, um weltweit ein Wachstum zu schaffen. Besonders in Europa und Nordamerika rechnet das Unternehmen mit Wachstumsrückgängen von jeweils fünf Prozent.
Hambrecht zufolge sind derzeit weder Zweckoptimismus noch Pessimismus, sondern Realismus gefragt. Er vergleicht das Führen eines solchen Konzerns mit einem Formel-Eins-Rennens bei Nebel: „Ein Formel-Eins-Rennen wird bei Nebel abgesagt! Wir hingegen fahren derzeit nur auf Sicht im Nebel und zwar so sicher wie irgend möglich.“
„Wenn die Chemieindustrie schrumpft, wird auch die BASF schrumpfen“, macht Hambrecht klar, auch wenn BASF durch das stark diversifiziertes Portfolio besser positioniert sei als andere Unternehmen der Chemiebranche. Auch unter Einbeziehung der Akquisitionen von Ciba und Revus Energy erwartet die BASF einen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr und einen noch deutlicheren Rückgang des Ergebnisses der Betriebstätigkeit, das durch Integrationskosten belastet sein wird. Dabei strebt das Unternehmen an, zumindest seine Kapitalkosten zu verdienen und die Dividende konstant zu halten.
Anlagen- und Standortschließungen
Als Maßnahme wird BASF die Produktionskapazitäten und Investitionen weiter an die drastisch gesunkene Nachfrage anpassen und die Maßnahmen zur Restrukturierung und Effizienzsteigerung sollen nun noch schneller umgesetzt werden. In den vergangenen Monaten hat BASF die Auslastung der chemischer Großanlagen weltweit um mehr als 25 Prozent gedrosselt, flexible Arbeitszeitinstrumente und Kurzarbeit wird bereits eingesetzt. Wie Hambrecht informierte, sind derzeit rund 3000 Mitarbeiter von Kurzarbeit betroffen, vor allem an den Coatings-Standorten Münster, Würzburg und Schwarzheide. In der gesamten BASF-Gruppe werden nun weniger profitable Anlagen und Standorte geschlossen werden. Betroffen sind Coatings-Standorte in den USA, Asien und Europa sowie Anlagen zur Herstellung von Kunststoffvorprodukten in Asien. Weltweit werden im laufenden Jahr mindestens 1500 Arbeitsplätze verloren gehen.
Forschungsetat wird beibehalten
Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung werden jedoch nicht betroffen sein, wie Hambrecht betont: „Unsere Ausgaben für Forschung und Entwicklung planen wir auf dem Niveau der Vorjahre weiterzuführen, um unseren langfristigen Erfolg zu sichern.“ Auch wenn das Budget nicht zurückgefahren wird, die Forschungsprojekte stehen in Hinsicht auf die veränderten Marktbedingungen auf den Prüfstand. Eine große Verantwortung des Unternehmens sieht der Vorsitzende bei Forschungsclustern und damit langfristigeren Projekten. (mehr zur Forschungsstrategie von BASF lesen Sie hier)
Geplante Akquisitionen und Investitionen 2009
Zu den Investitionen für das Jahr 2009 wollte Hambrecht keine konkreten Angaben machen. „Natürlich haben wir Invest-Projekte verschoben, aber noch nicht überall sind die finalen Entscheidungen dafür getroffen.“ Die Investitionen müssen nach Aussage von Hambrecht jetzt an die schrumpfenden Märkte angepasst werden und damit um etwa 20 Prozent zur Planung reduziert werden.
In Anbetracht der Wirtschaftslage sieht Hambrecht große Akquisitionen als vermessen an. Dennoch: Kleinere Akquisitionen, die sowohl sofort, als auch nachhaltig die BASF stärken können, schloss er nachdrücklich nicht aus. Und auch die Ciba-Integration läuft wie vertraglich vereinbart weiter. Derzeit hält die BASF bereits rund 95 Prozent an dem Spezialchemie-Unternehmen.
Auch wenn Hambrecht keinen rosigen Blick in die Zukunft wirft, im Gesamtjahr 2008 hat sich BASF gut gehalten. Hier die Ergebnisse im Überblick:
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Link: Forschungsstrategie BASF
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