China Market Insider Analyse BASF Shanshan und Kathodenmaterialien – Partner-Strategie für China-Expansion
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Der Boom der E-Mobilität in China bedeutet neue Chancen für die chemische Industrie in Europa. Doch ein erfolgreicher Eintritt in diesen volatilen Markt ist alles andere als leicht. Ein aktuelles Beispiel ist das Segment für Kathodenmaterialien in der Volksrepublik, das schnell wächst, aber noch sehr zersplittert und überwiegend von chinesischen Unternehmen kleiner und mittlerer Größe dominiert ist. BASF zeigt, wie es gehen könnte.

Peking/China – Kürzlich hat eine strategische Investition der BASF in das neue Joint-Venture „BASF Shanshan Battery Materials“ Ende August viel Aufmerksamkeit erregt. Analysten in Peking sehen den Schachzug der Ludwigshafener als klugen Versuch, einen „Shortcut“ zu nehmen, um schnell Kapazitäten in dem heißen Markt für Batteriematerialien aufzubauen.
Durch die politische Förderung aus der Pekinger Zentrale und unvorhergesehene Ereignisse wie die Corona-Krise ist die Nachfrage nach E-Autos und Powerbatterien in China noch schneller gewachsen als Analysten vorhergesagt hatten. Nur durch Kooperationen mit chinesischen Partnern sei es nun möglich, die Nachfrage von Kunden in der Autoindustrie zu befriedigen, sagten Beobachter der BASF-Strategie vor Ort.
Größter Batteriematerialien-Lieferant für Autoindustrie
Auf 510.000 Tonnen wuchs die Produktion von Kathodenmaterialien im vergangenen Jahr, berichtet das Gaogong Industry Institute (GGII). Das war eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 27 %.
Gleichzeitig ist es ein Markt, der im Vergleich zu dem für Anoden, Separatoren oder Elektrolyten noch sehr wenig konsolidiert ist. „Aus der Perspektive des Wettbewerbs ist die Marktkonzentration von Kathodenmaterialien noch relativ gering,“ schreibt das Batterie-Fachportal Gaogong Lidian Wang.
Die BASF setze mit der Gründung des neuen Gemeinschaftsunternehmens nun auch in China stark auf Kathodenmaterialien für Lithium-Batterien, schreibt das chinesische Online-Portal Jiemian Xinwen in einer Analyse. Die Ludwigshafener sind der größte Lieferant von Batteriematerialien für die Autoindustrie weltweit. Während sie jedoch seit 2015 bereits in Japan, den USA und Europa Produktionskapazitäten für Kathodenmaterialien aufgebaut haben, fehlte China noch in diesem Puzzle.
Durch BASF Shanshan ist der deutsche Chemieriese nun auch im größten Wachstumsmarkt für diese Materialien der Erde vertreten. Etwa die Hälfte der weltweiten Nachfrage für Kathodenmaterialien ist in China konzentriert, schreibt das Fachportal. Man müsse nahe an Kunden der nachgeordneten Industrien produzieren, zitierte Jiemian Xinweng Michael Baier, den neue Präsidenten von BASF Shanshan.
Künftig werde das Joint-Venture in China, an dem die BASF eine Mehrheitsbeteiligung von 51 % hält, 90.000 Tonnen der gesamten Jahreskapazität von 160.000 Tonnen Kathodenmaterialien der BASF Group stellen, heißt es in dem Bericht. Fokus von BASF Shanshan sei die Herstellung von ternären Materialien mit hohem Nickelgehalt, wie sie insbesondere für hochwertige Powerbatterien gebraucht werden.
Schnelles Wachstum nur durch starke Kooperationen
Was sich auf diesem Nischenmarkt derzeit in der Volksrepublik abspielt – und die Strategie der BASF – sind Lehrbeispiele für andere europäische Chemieunternehmen, die in China Erfolg haben wollen. Gemeinschaftsunternehmen mit chinesischen Partnern sind noch immer relevant, auch wenn die chinesische Regierung in letzter Zeit ausländischen Konzernen immer häufiger die Gründung von Tochterunternehmen erlaubt, die sie zu 100 % kontrollieren. Nur durch starke Kooperationen mit chinesischen Startups und Herstellern aber kann oft von dem schnellen Wachstum in China profitiert werden, sagen Marktbeobachter in China.
Eine Reihe starker Konkurrenten machen den Deutschen und ihren chinesischen Partnern momentan den Markt für Kathodenmaterialien in China streitig. Dazu zählen Ronbay, Dangsheng Technology, XTC, Changyuan und Guizhou Zhenhua. Nur durch die kluge „Hochzeit“ mit dem chinesischen Marktführer für Kathodenmaterialien Shanshan habe die BASF eine Chance, schnell in diesem Wachstumsmarkt zu expandieren, sagen Experten. „Dies wird der BASF helfen, schnell auf dem chinesischen Markt für Batteriematerialien zu expandieren,“ schreibt Gaogong Lidian Wang.
* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.
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