Coronavirus im Abwasser Auf Spurensuche im Klärwerk: Was das Abwasser über Corona erzählt

Redakteur: Dominik Stephan

Schluss mit der Kaffeesatzleserei: Wenn die Corona-Politik sich tatsächlich auf messbare Indikatoren stützen will, braucht es belastbare Daten. Die könnten gar nicht so schwierig zu bekommen sein, wie aktuelle Forschungsprojekte zeigen – eine Schlüsselrolle soll dabei das Abwasser spielen…

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Welche Informationen über die Ausbreitung des Corona-Virus lassen sich aus dem Abwasser ablesen?
Welche Informationen über die Ausbreitung des Corona-Virus lassen sich aus dem Abwasser ablesen?
(Bild: PROCESS)

Frankfurt a. M. – Medikamente, Drogen und Hormonrückstände: Im Abwasser lassen sich fast alle Wirkstoffe nachweisen, die die Bewohner im Einzugsgebiet zu sich nehmen. Aber auch Viren? An der Frage, ob sich ganz konkret das Corona-Virus Sars-CoV-2 auch in Kanal oder Klärwerk nachweisen lässt arbeiten Forscherinnen und Forscher in mehren Ländern. Mancherorts werden sogar schon entsprechende Untersuchungsergebnisse bei der Lagebewertung zu Rate gezogen oder sind – wie im Fall der Niederlande – öffentlich einsehbar.

Und in Deutschland? Ein Team der TU Darmstadt um Professorin Susanne Lackner hat 2020 Abwasserproben aus dem Frankfurter Stadtgebiet und Umland untersucht. Dadurch erfassen die Forschungen „Proben“ von insgesamt etwa 1,8 Millionen Menschen, die in oder um die Mainmetropole leben und arbeiten. "Abwasser ist ein Spiegelbild der Gesellschaft und damit eine Quelle, entsprechende Einblicke in das Infektionsgeschehen zu erhalten", erklärt Lackner. Die Wissenschaftler konnten nicht nur schon ab einer Inzidenz von etwa fünf Virenspuren detektieren und Daten erheben, sondern auch verschiedene Virenstämme aufspüren und nachweisen.

Diese Informationen standen häufig bereits zur Verfügung, als die Corona-Testzentren noch gar keine ansteigenden Infiziertenzahlen meldeten – immerhin müssten ja Betroffene erst einmal Symptome verspüren, zum Test gehen, getestet werden und der Test ausgewertet und verbucht werden. „Für die Stadt Frankfurt haben wir diesen Trend schon bemerkt, bevor er sich in den Zahlen der offiziell bestätigten Fälle zeigte“, sagt Lackner. Auch könne die Analyse helfen, die Verbreitung der verschiedenen Mutationen des Virus mit validen Daten nachzuvollziehen.

Abwasser ist ein Spiegelbild der Gesellschaft und damit eine Quelle, entsprechende Einblicke in das Infektionsgeschehen zu erhalten.

Damit, sind die Forscherinnen zuversichtlich, ließe sich eine Art „Frühwarnsystem“ installieren, dass flächendeckend Trends und Entwicklungen detektieren hilft. Zwar lasse die Abwasseranalyse keine fallgenaue Diagnose zu, könne aber mit fundierten Daten einen - wenn auch leicht verschwommenen - Blick in die Zukunft ermöglichen. Das würde eines der größten Probleme des Viren-Monitorings angehen: Den Faktor Zeit.

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