„So arbeitet Deutschland“-Umfrage 71 % der Berufstätigen arbeiten im Krankheitsfall – obwohl es der Chef nicht erwartet

Redakteur: Dipl.-Ing. (FH) Tobias Hüser |

Für mehr als die Hälfte der Festangestellten und Freelancer in Deutschland sind Überstunden selbstverständlich. 71 % der Berufstätigen fühlt sich sogar verpflichtet, im Krankheitsfall zu arbeiten. Zum zweiten Mal in Folge führte die Personalberatung Sthree ihre „So arbeitet Deutschland“-Umfrage unter mehr als 1.164 Teilnehmern zu aktuellen Arbeitssituationen und Vorstellungen der Arbeitswelt durch. Die Ergebnisse zeigen: Präsenzkultur entspricht nicht der Wunscharbeitswelt der Menschen in Deutschland, ist jedoch oft Realität.

Anbieter zum Thema

Die Ergebnisse der „So arbeitet Deutschland“-Umfrage im Überblick.
Die Ergebnisse der „So arbeitet Deutschland“-Umfrage im Überblick.
(Bild: Sthree)

München – 73 % der Berufstätigen in Deutschland würden sich ihre Arbeitszeit gerne komplett frei einteilen. Auch wenn dies bedeutet, spätabends oder am Wochenende zu arbeiten, dafür aber zu anderen Zeiten frei zu haben. „Viele Unternehmen bieten bereits verschiedene Arbeitszeitmodelle an. So steigern sie ihre Attraktivität als Arbeitgeber, ohne dafür ein großes Investment zu erbringen. Letztlich muss natürlich immer abgewägt werden, in welchen Branchen und Tätigkeiten eine zu hundertprozentig flexible Arbeitszeit sinnvoll und realisierbar ist“, sagt Luuk Houtepen, Director Business Development bei Sthree.

Immer im Einsatz: Arbeiten trotz Krankheit

Egal ob Erkältung, Rücken- oder Kopfschmerzen: 71 % der Umfrage-Teilnehmer arbeiten trotz Krankheit – entweder aus dem Homeoffice oder sie kommen ins Unternehmen. Und das, obwohl es scheinbar nicht erwartet wird. Denn laut 72 % ist es für die Anerkennung des Chefs nicht wichtig, im Krankheitsfall zu arbeiten. Die Hauptgründe, warum sich ein Großteil dennoch krank zur Arbeit schleppt: Die Aufgaben würden sonst liegen bleiben und wären zeitlich nicht machbar (42 %) sowie die Eigenmotivation (31 %). Dabei sind sich die Berufstätigen der negativen Folgen bewusst, die ihr Verhalten mit sich bringt. Hierzu zählen die Gefahr, Kollegen anzustecken (77 %), verzögerte Genesung (74 %) und geringere Arbeitsqualität (22 %).

Homeoffice: Zu Hause ist es am schönsten

Richtig durchgesetzt hat sich das Homeoffice in Deutschland noch nicht: Nur zwölf Prozent ihrer Arbeitszeit verbringen die Befragten zu Hause. Das reicht vielen nicht; 39 % würden lieber häufiger fern des Büros arbeiten. Dabei beurteilen die Arbeitnehmer das Thema durchaus ambivalent. Zu den Top zwei der positiven Auswirkungen zählen effektiveres Arbeiten (55 %) und stärkere Motivation, wenn der Wunsch nach Homeoffice erfüllt wird (54 %). Die Gefahr von Einzelkämpfern im Homeoffice sehen 68 % nicht. Eine negative Auswirkung ist ein schlechter Informationsfluss (51 %). „Die Wunscharbeitswelt der Menschen in Deutschland verdeutlicht: Immer weniger haben Lust auf eine Präsenzkultur. Und mit den richtigen Strukturen für das Homeoffice profitieren Mitarbeiter und Unternehmen davon – keine langen Anfahrtszeiten, eine bessere Work-Life-Balance und motiviertere Angestellte“, so Houtepen.

„Verantwortungsbewusst, eigenmotiviert, ausgelastet – drei Schlagworte, mit denen sich die Arbeitsweise von Freelancern und Festangestellten in Deutschland beschreiben lassen. Die 'So arbeitet Deutschland-Ergebnisse' zeigen, dass es für 53 % aller Befragten selbstverständlich ist, Überstunden, respektive Extrastunden bei Freiberuflern, zu leisten, um alle Projekte zu erledigen“, erläutert Houtepen. Auch wenn es bei der Arbeit mal ruhiger zugeht, suchen sich 65 % weitere Aufgaben und 20 % fordern von ihren Vorgesetzten zusätzliche ein. Die Konsequenz: Langeweile bei der Arbeit scheint kein Problem der befragten Freelancer und Angestellten in Deutschland zu sein. So sehen 67 % kein Risiko für das Boreout-Syndrom, den Zustand dauerhafter Unterforderung im Arbeitsleben.

(ID:44835612)